Lokalkritik

Unter 20 Euro im Café Roza

Café Roza, Burggasse 44, 1070 Wien
Café Roza, Burggasse 44, 1070 WienDie Presse/Clemens Fabry
  • Drucken

Auch Feministinnen leben nicht vom Wort allein. Im Café Roza gibt es queerfeministische Events und türkisch-kurdische Kleinigkeiten zum Essen.

Eigentlich möchte man ja meinen, dass die Burggasse zu den Straßen gehört, die sich am wenigsten dazu eignen, um im Schanigarten zu sitzen. Nichtsdestotrotz gibt es hier gleich mehrere Gelegenheiten, um draußen zu sitzen: vom Espresso bis zum jüngsten Neuzugang, dem Café Roza schräg gegenüber.
Das wurde symbolträchtig am Weltfrauentag eröffnet, denn es versteht sich nicht (nur) als Ort, an dem man essen, trinken und plaudern kann, sondern als feministisches Kulturcafé. Falls man den entsprechenden Schriftzug an der Fassade übersehen hat, merkt man das erst, wenn man sich vor dem Burggassen-Lärm ins Innere geflüchtet hat – nein, nicht an der schmucken Einrichtung, sondern am Bücherregal: Da türmen sich deckenhoch interessante Schriften, von Eva Illouz bis Susan Sontag auf Türkisch, von politisierten Gefühlen bis zu 100 queeren Gedichten, und sogar Bridget Jones.

Sogar wir Feministinnen leben aber nicht vom Wort allein, daher gibts hier auch etwas zu essen, türkisch-kurdisch inspiriert, wenn man das richtig verstanden hat. Frühstück zum Beispiel, interessant klingt Rojbas – das ist Kurdisch für Guten Tag –: ein pochiertes Ei, versteckt in Knoblauchjoghurt und Chilibutter (6,20 Euro). Zudem eine Auswahl an offensichtlich hausgemachten Mezze (je um wohlfeile 3,30 Euro), die Melanzani mit Tahini sind ungewöhnlich mild, der Kisir – eine türkische Variante des Bulgursalats – ist kräftig pikant, die Linsenköfte waren leider aus. Interessant sind die Manti (6,80 Euro), winzige Teigtaschen, hier vegetarisch gefüllt und wie das kurdische Frühstücksei mit Joghurt und Chilibutter bedeckt. Ein bisschen weniger al dente wären sie besser, die Idee kann man sich aber für den Sommer zu Hause merken: Wahrscheinlich profitieren auch weniger filigrane Teigtaschen – Ravioli? Kasnudeln? – an einem heißen Tag von einer Joghurt-Chilibutter-Behandlung.

Wer sich zum Essen nichts findet: Raki gäbe es im Café Roza in einer großen Auswahl. Und sonst eben queerfeministische Events. Und natürlich Lesestoff.

Café Roza, Burggasse 44, 1070 Wien, Di-Do 10-24 Uhr, Fr-Sa 10-2 Uhr, So 10-22 Uhr, instagram.com/cafe.roza.wien

www.diepresse.com/essen

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.