Denkmal

Ein grauer Regenbogen für homosexuelle NS-Opfer

 Ein Regenbogen in den Farben der Trauer, des Gedenkens: Ab Montag ist die Skulptur im Resselpark zu sehen.
Ein Regenbogen in den Farben der Trauer, des Gedenkens: Ab Montag ist die Skulptur im Resselpark zu sehen. Die Presse/Clemens Fabry
  • Drucken

Am Montag wird im Wiener Resselpark am Karlsplatz das Denkmal für homosexuelle Opfer des NS-Regimes enthüllt. Der Bogen in Grautönen steht am Ende einer langen, bewegten Geschichte.

Wien. Eigentlich ist dieser Tage alles bunt, in Regenbogenfarben, von Fahnen auf Amtsgebäuden bis Firmenlogos, die den Pride-Monat der LGBTQ+ Community begehen. Aber dieser Regenbogen, der am Montag im Wiener Resselpark enthüllt wird, ist grau in grau. Die Skulptur soll an die homosexuellen Opfer des NS-Regimes erinnern.

Der Bogen zitiert den Regenbogen, das Symbol der LGBTQ+ Community, aber eben in Grau – steht er doch für Trauer, für Gedenken. Entworfen wurde das Denkmal von Sarah Ortmeyer und Karl Kolbitz. Die Skulptur trägt den Titel „Arcus“ (Schatten eines Regenbogens), sie holt das Gedenken, so heißt es in der Begründung der Jury, in die Gegenwart. Der Bogen ist mehrfarbig, trotz Grautönen, er symbolisiert einen Schatten, dabei kann ein Regenbogen eigentlich keinen Schatten werfen. Laut Jury beschreibt er eine Un-Fassbarkeit – unfassbar wie das Geschehene, die Verfolgung und Ermordung von Menschen. Der Bogen soll auch einen Raum zum Innehalten schaffen, Passanten können ihn begehen, darunter verweilen.

Die Umsetzung der Skulptur und die Enthüllung des Denkmals am Montag ist das Ende einer langen, bewegten Geschichte, die dem vorausgegangen ist: Schließlich hatte die Stadt Wien schon vor Jahren den Entschluss gefasst, homosexuellen Opfern der Nationalsozialisten ein Denkmal zu setzen. Erst wurde als Ort der Morzinplatz auserkoren, wo sich seinerzeit das Gestapo-Hauptquartier befunden hatte. Der Siegerentwurf des Wettbewerbs von 2006 war allerdings technisch nicht realisierbar. Von 2010 bis 2015 wurden von Kunst im öffentlichen Raum Wien (KÖR) temporäre Mahnmale am Morzinplatz und am Naschmarkt umgesetzt. Die Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten (WASt) organisierte eine Fachkonferenz zu zeitgemäßem Gedenken, gab eine Studie in Auftrag und versuchte mit Vertretern der Community Anforderungen an das Denkmal zu erarbeiten.

2019 wurde der Resselpark als Standort definiert und ein Wettbewerb ausgelobt. Der Wettbewerbssieger, der britische Künstler Marc Quinn, zog seinen Entwurf im Juli 2021 zurück, daher wurde eine Neuausschreibung notwendig.

Langwierige Planung

Im Wettbewerb wurden dann aus 83 Einreichungen acht zur Weiterbearbeitung eingeladen. Im Mai 2022 wurde in einer Jurysitzung der Entwurf „Arcus“ des Duos Ortmeyer und Kolbitz zum Siegerprojekt gekürt. Das Projekt wurde von der Stadt Wien und dem Nationalfonds der Republik unterstützt, als Gesamtbudget standen für Wettbewerb und Realisierung des Siegerentwurfs 300.000 Euro zur Verfügung. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2023)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.