Fall Cain: Verdächtiger rechtfertigt Schläge für Kinder

Cain Prugel tot
Cain Prugel tot(c) APA/DIETMAR STIPLOVSEK (Dietmar Stiplovsek)
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Der 26-jährige Tatverdächtige wollte aus dem dreijährigen Cain und seinem sechs Jahre alten Bruder "richtige Kerle" machen. Er sei mit der Situation überfordert gewesen und wollte deshalb aus der Wohnung ausziehen.

Der 26-jährige Tatverdächtige im Fall Cain hat den Dreijährigen und seinen sechsjährigen Bruder geschlagen, damit aus ihnen einmal "richtige Kerle" werden. Das gab der Beschuldigte nach Angaben seines Pflichtverteidigers Edgar Veith in der Einvernahme vom Mittwoch zu Protokoll. Der 26-Jährige habe der Mutter außerdem deutlich gemacht, dass er mit der Situation überfordert sei, teilte Veith den Medien am Donnerstag in einer Aussendung mit. Die Einvernahme des Verdächtigen ist noch nicht abgeschlossen.

Bevor er die Buben schlug, habe er auch "andere Erziehungsmaßnahmen versucht", diese hätten jedoch nichts gebracht, sagte der Serbe aus. Die Kindsmutter habe um seine Überforderung gewusst, weshalb er auch aus der Wohnung habe ausziehen wollen. Eine Tötungsabsicht wird vom 26-Jährigen weiter bestritten. Er habe die Kinder gern gemocht, es tue ihm alles furchtbar leid, bekräftigte der Mann.

Laut Veith ist der 26-Jährige weiter suizidgefährdet und benötigt nicht nur wegen seiner Muskelschwächekrankheit ärztliche Hilfe. "Er würde alles geben, um die Ereignisse rückgängig zu machen. Bei der sich über den ganzen Tag hin erstreckenden Vernehmung hat er sich sehr bemüht, alle Fragen zu beantworten, obwohl es ihm teilweise sichtlich - mit Tränen in den Augen - schwer fiel", erklärte der Anwalt.

"Verwirrt in der Gegend herumgefahren"

Veith betonte, dass seines Erachtens nach juristisch gesehen nicht von Mord die Rede sein könne, die diesbezüglichen Ermittlungen seien daher einzustellen. "Nach seiner Einvernahme ist auch klar, dass der Beschuldigte nie geflohen ist. Vielmehr ist er verwirrt in der Gegend herumgefahren", so der Rechtsbeistand. Er sei weiters der Ansicht, dass die Gründe für eine Untersuchungshaft gegen den 26-Jährigen nicht mehr gegeben seien. Da jedoch außerhalb der Justizanstalt "eine massive Gefährdung" für den Beschuldigten bestehe, werde er zum Schutz seines Mandanten keinen Enthaftungsantrag einbringen. "Diese Situation darf rechtsstaatlich schon als absurd bezeichnet werden", befand Veith.

Der Rechtsanwalt verwies auch darauf, dass noch keine medizinischen Gutachten vorlägen. Über die Todesursache des Dreijährigen könne derzeit deshalb noch nichts gesagt werden, ebenso wenig über den allgemeinen Gesundheitszustand des Buben in der Zeit davor.

Ermittlungen gegen Mutter

Auch gegen die Mutter liefen weiter Ermittlungen hinsichtlich einer möglichen Verletzung ihrer Fürsorge-und Obhutpflichten, eine Entscheidung über eine mögliche Anklage sei noch nicht gefallen, sagte Heinz Rusch, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Feldkirch.

Der leibliche Vater des getöteten Kindes werde vom Tiroler Luca-Kinderschutzverein mit anwaltschaftlicher Hilfe unterstützt, so dessen Obmann Bernhard Haaser gegenüber ORF Radio Vorarlberg. Als Kindesvater habe der Mann ein grundsätzliches Interesse, dass der Fall strafrechtlich aufgeklärt werde, wurde die Wiener Anwältin des Mannes, Susanne Kurtev, zitiert. Er erhoffe sich auch Klärung darüber, ob sich Behörden mitschuldig gemacht haben könnten. In der Angelegenheit sind mehrere Anzeigen unter anderem gegen die Jugendwohlfahrt anhängig, eine davon wurde von Haaser eingebracht.

Tod am 8. Jänner

Der drei Jahre alte Cain war am Abend des 8. Jänner in einer Bregenzer Wohnung tot aufgefunden worden. Er soll vom Lebensgefährten der Mutter, die zum Tatzeitpunkt bei der Arbeit war, zu Tode geprügelt worden sein. Der Mann, gegen den wegen Mordes ermittelt wird, setzte einen Notruf ab und flüchtete. Er wurde wenige Tage später in der Schweiz verhaftet und am 14. Jänner nach Vorarlberg überstellt. Wegen seiner schlechten gesundheitlichen Verfassung konnte der 26-Jährige erst am 25. Jänner zur Sache erstmals einvernommen werden, seither gab es mehrere Befragungen. Ob Behörden im Fall Cain Fehler unterliefen, wird derzeit von einer Expertenkommission und von der Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien geprüft.

(APA)

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Der 26-Jährige, der den dreijährigen Cain totgeprügelt haben soll, wurde erneut befragt. Die Anzeige des Luca-Kinderschutzvereins gegen die Jugendwohlfahrt wird in Wien bearbeitet.

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