Wiener Opernball: Die Revolution zu Gast in Wien

Opernball: Die Revolution zu Gast in Wien
Opernball: Die Revolution zu Gast in Wien(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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55. Staatsgewalze. Ein betont entspannter Direktor, ein tanzender Ballettchef und mehr ausländische Promis: Der "Bienenstock"-Opernball 2011.

"Waben. Pollen. Irre." Das steht auf dem heurigen Opernballplakat. Entworfen hat es Thomas Gänszler, ein Student der Angewandten. Als er den "Wiener Opernball" zerlegte und anschließend, in Anspielung auf den Bienenstock am Dach, neu zusammensetzte, konnte er freilich noch nicht wissen, was sich heuer abspielen würde. Im Grunde war es aber auch nichts Neues: Viel Aufregung im Bienenstock, in dem am Ende doch jeder seine Rolle kennt.

Manchmal gibt es aber auch in einem Bienenstock Veränderungen. Das war schon nach den ersten Minuten der TV-Übertragung im ORF zu spüren. Der Sender fand mit Klaus Eberhartinger einen Moderator, der, anders als so mancher Kollege in den Vorjahren, fließend Englisch spricht und mit Barbara Rett eine, die perfektes Italienisch beherrscht. Und der neue Staatsoperndirektor Dominique Meyer zeigte sich als charmantes Gegenstück zu seinem Vorgänger, dem ewig polternden Ioan Holender: Er und Opernball-Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh (mit voluminös toupierter Frisur) begrüßten das Fernsehpublikum in einer eigenen kleinen Ansprache kurz vor der Eröffnung.

Der fröhliche Hausherr Meyer

Die neue Handschrift von Meyer war auch bei der Generalprobe tags davor zu sehen gewesen. Der neue Herr im Haus wachte im Hintergrund, gelassen, gab geduldig Interviews. Ohne dass ihm dabei ein schlechtes Wort über die Lippen kam. "Ich bin keine Person, die etwas organisieren und dann schlecht darüber sprechen kann", sagte er. "Es ist, wie wenn man ein Kind mit einer krummen Nase hat. Wenn jemand anderer das sagt, kann man das nicht akzeptieren. Meine Kinder sind schön!"

Schön war die Eröffnung dann wirklich. Die Debütanten tanzten eine auf Vierecken aufgebaute Fächerpolonaise, die Wiener Philharmoniker spielten zum ersten Mal beim Staatsopernball und begleiteten die lettische Mezzosopranistin Elina Garanca bei der Arie „Mon coeur s'ouvre a ta voix" aus Samson et Dalila und dem Lied "Wien, Wien, nur du allein". Freudig beklatscht wurde sie von ihrer Kollegin Anna Netrebko, die gemeinsam mit ihrem Mann Erwin Schrott und dessen Tochter in die Oper kam.

Prominente Sprösslinge im Eröffnungskomitee

Generell sah man diesmal auffallend viele prominente Gäste aus dem Ausland, wie den chinesischen Pianisten Lang Lang, der spontan zum Ball kam ("Ich bin erst letzte Nacht in Wien angekommen. Ich habe erst im Hotel mitbekommen, dass heute der Ball ist und mir gedacht, da muss ich unbedingt hin"), den irischen Sänger Bob Geldof und den ehemaligen bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Prominente Namen fanden sich auch unter den Debütanten. Da tanzten gleich in der ersten Reihe Udo Jürgens' Tochter Gloria Burda, Sophie Piëch aus der Porsche-Familie, Richard-Strauss-Ururenkel Richard Rohla-Strauss oder Johannes Angyan, Sohn des Musikvereins-Chefs und der Ex-Philharmonikerball-Chefin. Nur wenige Reihen hinter ihm jenes Pärchen, das an diesem Tag am meisten zu frieren hatte: Gäste aus Mauritius, denn das heurige "Partnerland" des Balls hatte nicht nur 25.000 rosafarbene Anthurien, sondern auch zwei Debütanten geschickt.

Nicht nur die ostafrikanische Ferieninsel, auch das Wiener Staatsballett nutzte die Gelegenheit, sich vorzustellen. Als "Defilee der Tänzer" beschrieb Manuel Legris die Vorführung, die den Wachstumsprozess der Tänzer vom Schüler zum Profi und Star verdeutlichen sollte. Da darf der Directeur selbst nicht fehlen, Legris mischte sich unter seine Compagnie. Ihren Teil der "Arbeit" hatte Karina Sarkissova, Baletttänzerin an der Staatsoper, zu diesem Zeitpunkt schon hinter sich gebracht: "Ich muss heute nur hier auf dem roten Teppich posieren", erklärte sie nachdem sie sich ausgiebig im Bad der Fotografen gesuhlt hatte. "Jetzt bin ich entspannt."

Insgesamt haben also neue Zeiten im Bienenstock begonnen. Und manchmal mischt sich mit den Gästen gar ein Hauch der weiten Welt herein. Wie mit dem ägyptischen Schauspieler Khaled Nabawy, der direkt von der Revolution angereist kam. 2006 hatte man hier noch Diktatorensohn Saif Gaddafi die Hand geschüttelt. Irre, das.

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