Deutschlands zurückgetretener Verteidigungsminister wurde wegen seiner Doktorarbeit über 100 Mal angezeigt. Die Oberstaatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Die deutsche Justiz hat nun auch offiziell ein Ermittlungsverfahren gegen Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) eingeleitet. Es geht dabei um seine umstrittene Doktorarbeit, die in großen Teilen fremde Texte enthält. "Mittlerweile liegen über 100 Strafanzeigen in Zusammenhang mit den Plagiatsvorwürfen vor", bestätigte Oberstaatsanwalt Reiner Laib am Montag in Hof (Bayern).
Die Behörde prüfe den Sachverhalt. Sie werde auch die Ergebnisse der Selbstkontrollkommission der Universität Bayreuth mit in ihre Arbeit einbeziehen. In erster Linie geht es laut Laib um Verstöße gegen das Urheberrecht.
Ermittlungen dürfte Monate dauern
Mit einem raschen Ergebnis der Ermittlungen ist nicht zu rechnen: Das Verfahren wegen der Plagiatsvorwürfe werde sicherlich nicht Wochen, sondern eher einige Monate in Anspruch nehmen, sagte Laib.
Guttenberg hatte die Mängel seiner juristischen Dissertation eingestanden, aber jede absichtliche Täuschung bestritten. Die Universität Bayreuth erkannte ihm den Doktortitel ab. Schließlich trat Guttenberg von seinem Amt als deutscher Verteidigungsminister zurück.
Trotz Plagiatsaffäre und Rücktritts ist der Ex-Verteidigungsminister der beliebteste Politiker Deutschlands. Allerdings sagen auch 75 Prozent, er habe "getäuscht und betrogen". Das ergab eine aktuelle Umfrage.
Tausende Anhänger sind für den über die Plagiats-Affäre gestolperten Minister auf die Straße gegangen. Darunter auch Guttenbergs Papa. Er sprach von einer "Menschenjagd".
Der zurückgetretene deutsche Verteidigungsminister hat angeblich ein Angebot einer amerikanischen Consultingfirma. Kanzlerin Merkel hält ihm aber auch die Tür für ein politisches Comeback offen.
Nach dem Abgang von zu Guttenberg hat Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schnell gehandelt: Thomas de Maizière wird neuer Verteidigungsminister. Hans-Peter Friedrich übernimmt das Innenministerium.