Deutsche setzt sich mit ihrer Tochter in Flüchtlingsboot ab

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Die Lehrerin aus Düsseldorf floh vor ihrem tunesischen Exmann. Sie zahlte 2000 Euro an Menschenschmuggler und drängte sich mit ihrer Tochter und mehr als 100 anderen Menschen auf eines der Flüchtlingsschiffe.

Wien/Lampedusa. Die italienischen Polizisten glaubten ihren Augen nicht zu trauen. Unter den zahlreichen Flüchtlingen, die auf der Insel Lampedusa gestrandet waren, befanden sich eine große blonde Frau und ihre Tochter. Die 40-Jährige gab an, Tina R. zu heißen, Deutsche zu sein und mit ihrer neunjährigen Tochter aus Tunesien geflohen zu sein. Das berichteten am Dienstag italienische und deutsche Medien.

2000 Euro für Schleuser

Die Lehrerin aus Düsseldorf war mit einem Tunesier verheiratet. 2007 trennte sich das Paar. Zwar wurde der Frau in Tunesien das Sorgerecht zugesprochen. Der Mann, ein einflussreicher Arzt auf der Insel Djerba, habe die gemeinsame Tochter aber nicht freigeben wollen, behauptet die Frau. „Ich habe unzählige Male versucht, aus Tunesien mit meiner Kleinen abzureisen, aber es war unmöglich, ein Flugzeug zu nehmen“, wird R. in der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ zitiert. Ihr Mann habe ihre Abreise mit seinen guten Kontakten zu den tunesischen Behörden verhindert. Schließlich habe sie 2000 Euro an Menschenschmuggler bezahlt und sich mit ihrer Tochter und mehr als 100 anderen Menschen auf eines der Flüchtlingsschiffe gedrängt, erzählte Tina R. Nach 20 Stunden Überfahrt erreichten sie Lampedusa.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2011)

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