Wie man den Ölpreis am besten nutzt

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Der steigende Ölpreis bietet Anlegern die Möglichkeit, an der Entwicklung mitzunaschen. An den Zapfsäulen muss man sich vor steigenden Preisen indes schützen. Auslöser des jüngsten Preisschubs sind die Unruhen.

Wien/Nst. Dass für ein Fass Rohöl 200 Dollar bezahlt werden müssen, ist laut Erste-Bank-Analyst Ronald Stöferle nicht ausgeschlossen: Vor allem dann nicht, wenn sich die Situation im Iran verschärfe. Denn käme es zur Blockade der Straße von Hormuz – die Meerenge zwischen dem Iran und Oman ist der wichtigste Transportweg für Öl –, sei ein Szenario dieser Art durchaus realistisch.

Auf Jahressicht geht Stöferle von einem durchschnittlichen Rohölpreis von 124 Dollar aus. Derzeit kostet ein Barrel (159 Liter) der für Europa relevanten Nordseemarke „Brent“ knapp 113 Dollar, so viel wie zuletzt im August des Jahres 2008. Auslöser des jüngsten Preisschubs sind bekanntermaßen die Unruhen im arabischen Raum. Noch bis zur Jahresmitte könnten sich die Kosten für ein Fass Öl auf 150 Dollar erhöhen, um ab August wieder zu sinken. Den „fairen Preis“ sieht der Analyst bei 90 Dollar je Barrel.

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Wie können Anleger nun vom steigenden Ölpreis profitieren und wie können sie sich an den Zapfsäulen vor ihm schützen?

• Es gibt die Möglichkeit, in Indexzertifikate, die bestimmte Rohstoffpreise abbilden, zu investieren. Diese Produkte ähneln einer Anleihe, die Rendite erfolgt allerdings nicht über die gezahlten Zinsen, entscheidend ist die Wertentwicklung einer Aktie oder eines Rohstoffwerts. Diese Zertifikate werden von fast allen Geldhäusern angeboten. Anleger sollten jedoch wissen: Nur weil der Ölpreis beispielsweise um 20Prozent steigt, bedeutet dies nicht automatisch, dass auch der Wert des Zertifikats im gleichen Ausmaß zulegt. Teilweise ist der Anstieg geringer. Der Grund dafür ist im sogenannten Rollverlust zu suchen. Das sind Verluste, die beim Umschichten von alten in neue Kontrakte realisiert werden.

• Anleger haben auch die Möglichkeit, in Fonds zu investieren, die wiederum Aktien von Rohstofffirmen halten. Zudem gibt es die Möglichkeit, auf Einzelunternehmen, wie Ölkonzerne und Bohrfirmen, zu setzen.

Stöferle würde in diesem Zusammenhang eher auf Servicefirmen wie Schlumberger, Halliburton oder auch SBO setzen: „Die Firmen haben volle Auftragsbücher, hohe Margen und sind langfristig weniger volatil.“ Für Zulieferfirmen wie SBO ist der hohe Ölpreis ein Vorteil, „da auch teurere und aufwendigere Bohrungen möglich werden“, sagte Firmenchef Gerald Grohmann bei der Präsentation der Jahreszahlen.

Auf Einzelaktien zu setzen berge aber auch immer eine Gefahr, sagt Thomas Bichler, Fondsmanager bei der Raiffeisen KAG. Als Beispiel nennt er etwa den Ölkonzern BP. Auch die OMV wurde kürzlich für ihr Engagement in Libyen abgestraft.

• Der hohe Ölpreis treibt zudem die Preise an den Zapfsäulen. Der Autofahrerklub ÖAMTC rät Autofahrern daher, nicht an Autobahntankstellen zu tanken, da diese wesentlich teurer sind als Tankstellen abseits. „Wer eine Reise unternimmt und die Möglichkeit hat, im Osten zu tanken, sollte das auch tun“, sagt Elisabeth Brandau vom ÖAMTC. Im Westen sei der Sprit tendenziell nämlich teurer.

An den Tankstellen dürfen die Preise laut Verordnung nur mehr einmal pro Tag, und das um zwölf Uhr zu Mittag erhöht werden. In den 24 Stunden danach dürfen sie nur sinken. Der ÖAMTC empfiehlt daher, am späten Vormittag oder in den Abendstunden zu tanken. Da am Wochenende mehr Leute mit dem Auto unterwegs sind, rät Brandau, am Wochenbeginn zu tanken.

Außerdem veröffentlichen die Autofahrerklubs laufend Listen mit den niedrigen Spritpreisen

• Rund 20Prozent der Österreicher heizen mit Heizöl. Ein Liter davon kostete am Montag 94 Cent, zu Jahresbeginn waren es noch 84 Cent gewesen. „Wie sich der Heizölpreis weiter entwickeln wird, wissen wir nicht“, sagt Martin Reichard vom Institut für wirtschaftliche Ölheizungen. Es sei daher schwierig zu sagen, wann sich die Kunden am besten mit Heizöl eindecken sollten. Traditionell sei der Sommer dafür eher eine gute Möglichkeit. „Wer Heizöl jetzt braucht, dem bleibt ohnehin nichts anderes übrig, als es jetzt einzukaufen“, sagt Reichard.

Die Arbeiterkammer OÖ publiziert wöchentlich eine Liste mit den Preisen von fast 40 Heizöllieferanten ihres Bundeslandes. Zu schauen, wie hoch die Preise in anderen Bundesländern sind, sei aufgrund der Transportkosten wenig sinnvoll, sagt Georg Rathwallner: „Im Prinzip ist der Heizölmarkt ein regionaler.“ [nst]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2011)

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