Jede zweite Transfusion: Spitäler verschwenden Blut

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Laut einer aktuellen Studie könnte jede zweite Transfusion bei geplanten Operationen eingespart werden. Allein im AKH Linz werden pro Monat 200.000 Euro für Blutkonserven ausgegeben.

Wien. Österreichs Spitäler haben erhebliches Einsparungspotenzial beim Einsatz von Blutkonserven. Das macht nun erneut eine Studie des Gesundheitsministeriums deutlich (bereits 2005 kam man zu ähnlichen Ergebnissen). Demnach könnten Bluttransfusionen um rund 50 Prozent eingespart werden. Untersucht wurde der Verbrauch bei drei standardisierten Eingriffen: Knie-, Hüft- und Bypassoperationen. Die Ergebnisse machen gravierende Unterschiede bei den Spitälern deutlich.

So liegt die Transfusionsrate beim Kniegelenksersatz zwischen 4 und 71 Prozent, das entspricht einem Faktor von eins zu 18. Beim Hüftgelenksersatz liegt dieser bei eins zu acht. „Solche Unterschiede erklären sich teilweise durch den Blutverlust, aber auch durch das Transfusionsverhalten, sprich, wenn schlampig gearbeitet wird“, sagt Hans Gombotz zur „Presse“, Primar im AKH Linz, der mit Johann Kurz vom Gesundheitsministerium für die Studie verantwortlich ist.

Länger krank wegen Transfusion

Gombotz sieht den häufigen Einsatz von Bluttransfusionen auch in einem veralteten „Sicherheitsdenken“ begründet. Heute wisse man hingegen, dass Transfusionen nicht immer von Vorteil sind – zumindest bei jenen Menschen, die sie nicht unbedingt brauchen. „Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass Patienten, die Transfusionen erhielten, längere Krankenhausaufenthalte haben“, so Gombotz.

Außerdem werde eine Blutarmut viel zu selten vor einer geplanten Operation behandelt. „20 bis 30 Prozent aller Patienten leiden vor einer geplanten Operation an Blutarmut. Diese enthalten dann vier Mal so viele Konserven wie Patienten ohne Blutarmut“, so der Mediziner. Er erhofft sich nun gezielte Maßnahmen in Richtung „Patient Blood Management“ (so der Fachterminus) von Seiten des Gesundheitsministeriums.

„Allerdings steht auf der einen Seite das Rote Kreuz, das mit Blut viel Geld verdient. Auf der anderen Seite könnten sich die Spitäler mit weniger Konserven Kosten ersparen.“ Allein im AKH Linz werden pro Monat 200.000 Euro für Blutkonserven ausgegeben.

Im Gesundheitsministerium arbeitet man derzeit an Rahmenleitlinien, die in einem Jahr den Spitälern zur Verfügung stehen sollen. Ob es sich dabei um Empfehlungen oder Verordnungen handelt, muss erst ausgearbeitet werden. „Patient Blood Management“ soll an den einzelnen Spitälern verankert werden. Dazu will man ab Herbst einen Lehrgang an der MedUni Graz anbieten. Auch die präoperativen Ambulanzen sollen ausgebaut werden.

Für Gombotz sind solche Maßnahmen längst fällig. „Blutspender werden weniger, die Menschen immer älter. 2020 wird es um 47 Prozent weniger Spender geben.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2011)

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