Der Yen verlor am Freitag zu Dollar und Euro an Wert und lässt Japans Wirtschaft aufatmen. Die Abwertung wurde durch eine Intervention von internationalen Notenbanken herbeigeführt, die sich mit Japan solidarisierten.
Wien/Ker. Je stärker Kurse schwanken, desto fester reiben sich Spekulanten die Hände. In diesem Umfeld können sie am meisten Geld gewinnen (und natürlich auch verlieren). Derzeit sind diese „Hasardeure“ am besten auf dem Währungsmarkt aufgehoben, vor allem mit Spekulationen in jenen Währungspaaren, in denen der japanische Yen enthalten ist.
Am Donnerstag war der Yen zum Dollar um satte fünf Prozent auf einen Kurs von 78 Yen je Dollar gestiegen. Am Freitag schlug das Pendel in die Gegenrichtung aus. Der Yen verlor zum Greenback um drei Prozent an Wert.
Notenbanken helfen Japan
Dieser Wende gingen Interventionen von internationalen Notenbanken voraus, die sich mit Japan solidarisierten. Es gab dafür auch einen guten Grund: Am Donnerstag war nämlich Japans Währung in Dollar so teuer wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.
Diese Entwicklung war aber nicht ungewöhnlich – auch wenn Japan darniederliegt und in eine Rezession abzugleiten droht. Einerseits holten nämlich Versicherungen und Investoren Geld zurück nach Japan, das sie zuvor im Ausland angelegt hatten. Damit wollen sie den Wiederaufbau finanzieren und Schäden abdecken. Außerdem lösten Investoren spekulative Zinsgeschäfte auf, die mit dem (billigen) japanischen Yen finanziert waren.
Diese Faktoren stärkten den Yen zuletzt – und schockten Japans Wirtschaft noch mehr. Nach den Katastrophenmeldungen und der Gefahr einer Rezession braucht die Wirtschaft alles andere als einen starken Yen. Der macht nämlich die Exporte ins Ausland teurer. Japans Wirtschaft verliert dadurch an Wettbewerbsfähigkeit. Um das zu verhindern, einigten sich die G7-Industriestaaten in der Nacht zum Freitag, gemeinsam auf dem Währungsmarkt zu intervenieren. Das heißt, sie verkauften japanische Yen in großem Stil. Japans Notenbank fing gleich damit an. Sie soll laut Experten rund zwei Billionen Yen verkauft und dafür Dollar gekauft haben. Andere Notenbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB) und die Federal Reserve zogen am Nachmittag mit Yen-Verkäufen nach, heißt es aus Fachkreisen. Das gewünschte Ergebnis wurde zumindest kurzfristig erreicht. Der Yen verlor zu den wichtigsten Währungen an Wert. Zum Euro etwa um fast vier Prozent.
Alleingänge machen wenig Sinn
Die gemeinsame Invention auf dem Währungsmarkt ist fast schon ein historisches Ereignis. Zuletzt gab es eine vergleichbare Aktion im Jahr 2000. Damals kauften EZB, Fed und die Bank of Japan gemeinsam Euro, um die noch junge Einheitswährung zu stützen.
Allein hätte Japans Notenbank ihre Währung kaum nach unten drücken können. Alleingänge sind gegen die riesigen, globalen Geldströme fast wirkungslos. Das musste etwa die Schweizer Notenbank (SNB) im Vorjahr erfahren. Sie verkaufte wie wild ihre Franken und wollte damit den Euro stützen. Der Wert des Schweizer Franken konnte trotzdem nicht nachhaltig gedrückt werden. „Man kann zwar als Notenbank nicht gegen einen Währungstrend ankämpfen. Man kann aber mit Stützungskäufen das Tempo aus einem solchen Trend herausnehmen und die Volatilitäten auf dem Währungsmarkt niedriger halten“, sagt Anja Hochberg, Anlagestrategin der Credit Suisse.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2011)