"Gezielte Täuschung": Prozess gegen Hans Linz startet

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Der frühere Präsident des DSV Leoben muss sich wegen betrügerischer Krida und schweren gewerbsmäßigen Betrugs vor Gericht verantworten.

Während die Verhandlung gegen Hannes Kartnig in Graz pausierte, hat am Mittwoch in Leoben der Prozess gegen einen weiteren Ex-Präsidenten eines steirischen Fußballklubs, Hans Linz, begonnen. Der frühere Präsident des DSV Leoben muss sich als langjähriger AvW-Invest-Vorstand und ehemaliger Chefvermittler von AvW-Genussscheinen wegen betrügerischer Krida und schweren gewerbsmäßigen Betrugs verantworten. Linz soll von 1996 bis zum Zusammenbruch der Kärntner Finanzgruppe AvW im Oktober 2008 Anleger in der Höhe von mehr als 30 Mllionen Euro am Vermögen geschädigt haben.

Laut Anklage hat Linz zumindest bis Herbst 2008 einen "außergewöhnlich aufwendigen Lebensstil" gepflegt, für Hotel, Ferienanlage, "mehrere Luxus-Kfz und diverse Reitpferde" seien monatlich Fixkosten von 23.000 Euro angefallen. Um dies zu finanzieren, habe er ab 1996 "für Spezialkunden, Mitarbeiter und Freunde" eine "Barschiene" aufgezogen. Dabei fungierte Linz als eine Art Treuhänder, nahm Geld von Verwandten und Freunden an sich und versprach dafür Anteile an seinen 12.000 AvW-Genussscheinen. Dies konnte aber bei den Ermittlungen der vergangenen zwei Jahre nirgends gefunden werden.

Schaden von 30 Millionen Euro

"Tatsächlich war das aber Betrug," sagte Staatsanwalt Christof Pollak im Eröffnungsplädoyer. AvW-Chef Wolfgang Auer-Welsbach habe nichts von den 12.000 Genussscheinen des Hans Linz gewusst. Laut Gutachter Fritz Kleiner habe es sich um ein "finanzielles Karussell" von Linz gehandelt, das so lange im Kreis gelaufen sei, bis die Kunden infolge des AvW-Kollapses im Oktober 2008 die Rückzahlung ihres Investments verlangten. "Zu diesem Zeitpunkt betrugen die Gesamtverbindlichkeiten des Angeklagten gegenüber seinen Barschiene-Anlegern rund 30,5 Millionen Euro", so die Staatsanwaltschaft.

Der Angeklagte habe es von Beginn an darauf angelegt, die ihm überlassenen Vermögenswerte selbst zu einzusacken. Es liege "gezielte und systematische Täuschung" vor, lautete der Vorhalt der Anklagebehörde: Linz habe seine besondere Vertrauensstellung als scheinbar seriöser Unternehmer zur Vorspiegelung eines vereinfachten Zugangs zu AvW-Substanzgenussscheinen gezielt ausgenutzt.

Befriedung der Gläubiger vereitelt?

Weiters soll Linz die Befriedigung seiner Gläubiger vereitelt oder geschmälert haben, indem er Teile seines Vermögens veräußert bzw. "wirklich oder zum Schein" verringert habe. Konkret wirft ihm die Anklagebehörde eine Verzichtserklärung auf sämtliche Ansprüche gegenüber dem DSV Leoben vom Dezember 2008 vor. Zuvor soll Linz dem Fußballverein " - ohne adäquate Gegenleistung - Vermögenswerte im Umfang von rund 12 Millionen Euro aus seinen privaten bzw. den Vermögenswerten der Anleger zugeführt" haben.

Auch gegenüber seiner Familie war Linz großzügig: So soll der gelernte Elektroinstallateur und frühere Bausparkasse-Berater im November 2008 seiner zehnjährigen Tochter ein Reihenhaus im Wert von 189.000 Euro geschenkt haben. Seinem Neffen, dem Austria-Kicker Roland Linz, soll er Anfang 2009 seine Rechte an einer Grazer Weinbar in der Höhe von 160.000 Euro übertragen haben. Im Gegenzug habe Roland Linz seinem Onkel "zur Abfederung dessen finanzieller Nöte" ein Darlehen über 120.000 Euro gewährt. Auf diese Weise habe der Angeklagte seinem Neffen zumindest 40.000 Euro zugeschanzt und sein eigenes Vermögen um diese Summe geschmälert, meinte Staatsanwalt Liensberger.

Linz Geschäftsführer bei Firma des Austria-Kickers

Über Linz' Privatvermögen wurde im Mai 2010 der Konkurs eröffnet, ein Monat später - zum wiederholten Male - über den DSV Leoben. Heute ist Linz Geschäftsführer der im März 2009 gegründeten Roland Linz GmbH im Eigentum seines Neffen, der laut Firmen-Compass auch zehn Prozent an der Wiener "Consulier Vermögensberatungsgesellschaft" hält.

(APA)

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