AvW-Pleite: Hans Linz gesteht Betrug

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Früherer Hauptvermittler von AvW-Genussscheinen soll das Geld von Anlegern zur Seite geschafft haben. Mindestens 35 Mio. Euro wurden ihm anvertraut. Wohin der Großteil des Geldes verschwunden ist, ist unklar.

Leoben/Apa/Red. Zu einer überraschenden Wende kam es am Montag beim Prozess gegen Hans Linz, den Ex-Präsidenten des DSV Leoben und ehemaligen Hauptvermittler von AvW-Genussscheinen: Der Angeklagte legte ein Geständnis zu den Vorwürfen des Betrugs und der fahrlässigen Krida ab. „Sie haben mich überzeugt, dass meine Handlungen entgegen meiner persönlichen Überzeugung unrecht waren“, sagte Linz zu Richterin Sabine Anzenberger. Und fügte hinzu: „Es tut mir sehr leid.“

Linz war vergangenen Donnerstag wegen Fluchtgefahr im Gerichtssaal verhaftet worden, nachdem bei einer Hausdurchsuchung belastendes Material aufgetaucht war. Auch hatte der 47-Jährige ausgesagt, noch immer Kundengelder anzunehmen. Am Freitag wurde die Verhandlung auf Ersuchen der Verteidigung ausgesetzt, weil man die neue Lage beraten wollte. Am gestrigen Montag kam es schließlich zum Schuldeingeständnis.

Zur Vorgeschichte: Linz hatte jahrelang Genussscheine der inzwischen pleitegegangenen Kärntner Investmentfirma AvW verkauft. Dabei sollen ihm Anleger mindestens 35 Mio. Euro anvertraut haben. Linz soll das Geld aber – zumindest teilweise– nicht an die Firma weitergeleitet, sondern zur Finanzierung seines eigenen Lebensstils verwendet haben.

Laut Staatsanwaltschaft fuhr er bis zum Zusammenbruch der AvW-Gruppe im Oktober 2008 mehrere Luxuswagen und betrieb einen Reitstall. Seine monatlichen Fixkosten sollen sich auf 23.000 Euro belaufen haben.

Streit um Verbleib von Papieren

Als die AvW im Oktober 2008 die Rücknahme von Genussscheinen einstellte, wollten viele Linz-Anleger ihr Geld zurück. Doch dieses war nicht mehr da. Linz behauptete zunächst, selbst Opfer des Betrugs durch AvW-Chef Wolfgang Auer-Welsbach geworden zu sein.

Am Montag gab er zu, einen Teil der Kundengelder für eigene Zwecke verwendet zu haben: So räumte er ein, dass er seiner minderjährigen Tochter ein Reihenhaus im Wert von 189.000 Euro geschenkt hat, als er merkte, dass die AvW-Gruppe zusammenbrechen würde. Auch gestand er, dem DSV Leoben zwölf Millionen Euro überlassen zu haben.

Nicht schuldig bekannte er sich hingegen im Fall der 40.000 Euro, die er seinem Neffen zugeschanzt haben soll – dem Fußballer Roland Linz, der nicht als Beschuldigter geführt wird. Laut Staatsanwaltschaft hat er das getan, damit Betrogene darauf nicht mehr zugreifen können.

Auch nach dem Geständnis bleibt jedoch der Verbleib von einigen Millionen Euro ungeklärt. Eine Frage der Richterin betraf das Geld, das Gutachter Fritz Kleiner nirgends finden kann. Dazu gab Linz an, dass ihm AvW-Chef Wolfgang Auer-Welsbach 12.000 Genussscheine zugesichert habe, die in einem Depot hätten liegen sollten. Bevor die AvW die Rücknahme von Genussscheinen im Oktober 2008 einstellte und tausende Anleger auf ihren Papieren sitzen blieben, kostete ein Genussschein 3200 Euro. Linz hätte damit zumindest fiktiv auf 38 Mio. Euro zugreifen können. Mit der AvW-Pleite wären die Papiere freilich wertlos geworden. Die Genussscheine sind jedenfalls bis heute nicht aufgetaucht.

AvW-Chef Wolfgang Auer-Welsbach, der nach dem Schuldeingeständnis von Linz in den Zeugenstand geholt wurde, bestreitet, letzterem 12.000 Genussscheine zugesichert zu haben haben. „Ich hätte ihm nie mehr als 200 Millionen Schilling geschenkt“, sagte der Finanzjongleur, der in der Justizanstalt Klagenfurt eine achtjährige Haftstrafe wegen Betrugs absitzt.

Wie viele Genussscheine Linz gezeichnet habe, wisse er nicht. Zum Schluss seien es vielleicht 50 Stück gewesen. Linz verbreite „Lügen oder Schutzbehauptungen“.

Anleger dürften leer ausgehen

Die geschädigten Linz-Kunden dürften vom Geständnis wenig haben. Hans Linz ist in Privatkonkurs, seine Finanzfirma HLF und die Linz Gastro-Betriebs GmbH sind ebenfalls pleite. Das Gericht ließ nicht zu, dass sich Privatbeteiligte dem Strafverfahren anschlossen. Anlegeranwälte wollen dagegen beim Oberlandesgericht (OLG) Graz Beschwerde einlegen.

Auf einen Blick

Im Oktober 2008 stellte die Kärntner Investmentfirma AvW die Rücknahme ihrer Genussscheine ein. Einer der Hauptvermittler von Genussscheinen war Hans Linz. Er gab am Montag zu, einen Teil der Gelder für seinen eigenen aufwendigen Lebensstil abgezweigt zu haben. Unklar ist, wie viele Genussscheine Linz tatsächlich gezeichnet hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2011)

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