TV-Zweiteiler "Vermisst": Urangst im Wachauer Idyll

Urangst Wachauer Idyll
Urangst Wachauer Idyll(c) ORF (Oliver Roth)
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Andreas Prochaskas TV-Thriller "Vermisst - Alexandra Walch, 17" verbreitet subkutan Unbehagen. Die Stimmung bleibt bis auf kurze Momente kühl und aufgeräumt.

Was, wenn die Tochter in der Nacht auf ihren 17. Geburtstag verschwindet? Das süße Mädel von Mama und Papa, auf das zu Hause eine rosa Torte wartet, geht feiern und kommt nicht zurück. Je länger die Eltern nach ihr suchen, desto mehr erfahren sie über ihr Kind, was sie nicht wussten, ja nie erwartet hätten – dass sie einen Freund hatte, zum Beispiel, und einen Facebook-Bekannten, der auf laszive Fotos steht.

Andreas Prochaska (In drei Tagen bist du tot) hat aus der Vorlage (der spanischen Serie „Desaparecida“) einen Thriller gestaltet, der eigentlich mehr Sozialdrama ist: Gemächlich entrollt er die dumpfe Wahrheit hinter der Idylle. So grün die Wachau auch ist, die als Kulisse dient, die subtile Kameraführung lässt sofort erahnen, dass hinter der Fassade etwas faul sein könnte.


Man kann die quälende Langsamkeit, in der die Ermittlungen voranschreiten, nicht nur an den besorgten Eltern ablesen (einfühlsam: Ann-Kathrin Kramer, Richy Müller), man kann das Wanken ihrer Welt und ihre Einsamkeit in diesem Schmerz in jeder Einstellung spüren. Prochaska zeigt selten Panik, verbreitet eher subkutan Unbehagen, indem er auf die Urangst um das eigene Kind abzielt, die durch ein „Machen Sie sich keine Sorgen“ nicht getilgt werden kann. Hary Prinz wirkt als von der Aufgeregtheit der Eltern gelangweilter Kommissar zunächst eher farblos, gewinnt aber im Zuge der Ermittlungen an Kontur.

Die Stimmung bleibt bis auf kurze Momente kühl und aufgeräumt. Und Prochaska bleibt dabei: Es dauert eben! Auflösung erst in Teil zwei.

„Vermisst“: 30. und 31.3., 20.15Uhr, ORF eins

E-Mail: isabella.leitenmueller-wallnoefer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2011)

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