Puls4-Talkshow: Diskutieren über „Ernst Grasser“

(c) APA/GINDL (Barbara Gindl)
  • Drucken

Die Premiere der Puls4-Talkshow „Pro und Contra“ zum Thema "Korrupte Politik" war dank der Gäste kurzweilig, allerdings eine Spur zu insiderisch. Im Schnitt verfolgten 31.000 Zuseher die Auftakt-Show.

TV-Kritik

Wie viel Prozent der Politiker sind korrupt? Sind es zehn? 70? Sind es „wenige“, „viele“ oder gar „alle“, wie einige Passanten in der Zuspielung am Beginn der neuen Puls4-Talkrunde vermuteten? Eine Antwort auf diese Frage fand Manuela Raidl in „Pro und Contra“ nicht, die geübte Moderatorin bugsierte sich und ihre (überwiegend männlichen) Studiogäste aber tapfer durch die rund einstündige, von drei Werbeblöcken unterbrochene Diskussion.

Der Talk-Auftakt wurde im Schnitt von 31.000 Menschen verfolgt. Und er war bestens vorbereitet, das war unübersehbar und warf Skepsis auf, ob sich das nun jede Woche so umsetzen lassen wird. Vor dem Spätabendtalk (22.30h) zeigte Puls4 die Korruptionssatire „Unschuldsvermutung“ von Florian Scheuba, der dann als „Special Guest“ im Studio sehr konkrete Fragen an die Politiker, den neuen EU-Delegationsleiter der ÖVP, Othmar Karas und SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim stellte: „Was spricht dagegen, ab sofort alle Parteispenden offenzulegen?“

Das Team des neuen Montagstalks, der den täglichen „Talk of Town“ ablöst, hatte entweder einen „Premierenbonus“ oder ein gutes Händchen bei der Einladung der Studiogäste: Karas (ohne Brille) neben Jarolim, der einmal mehr die Vorwürfe gegen sich zurückwies, und Peter Pilz von den Grünen, der aus Ernst Strasser im Eifer des Gefechts „Ernst Grasser“ machte. Im Publikum: Grasser-Anwalt Manfred Ainedter, der Justizministerin Bandion-Ortner für ihren neuen Weisungswillen lobte, Johannes Hahns Doktorvater und Philosophieprofessor Peter Kampits und ORF-Bewerberin Karin Resetarits-Kraml. Nur das eingangs zugespielte Interview mit Bundespräsident Fischer wäre nicht abgegangen.

Allerdings war das Hickhack zwischen den Gästen, vor allem zwischen Pilz, Kampits und Ainedter, eine Spur zu insiderisch. Da konnte nur mehr folgen, wer alle Hintergrunddetails kannte. Manuela Raidl war nach ihrem „Pro und Contra“-Einstand erleichtert: „Wer euch im Publikum sitzen hat, braucht keine Zündhölzer mehr.“

E-Mails an: anna-maria.wallner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.