Ferien: Betreuung auch an Schulen

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Die rot-grüne Koalition in Wien forciert Betreuungsplätze für Schulkinder in den Ferien. Experten hoffen auf einen weiteren Ausbau der Plätze. Die Opposition beklagt eine fehlende Ausschreibung und Kalkulation.

Wien. Für die meisten Eltern von Wiener Schülern sind die derzeitigen Osterferien eine leichte Übung, was die Betreuung der Kinder betrifft. Denn eine Woche Ferien ist kein Problem, neun Wochen Betreuung für die Kinder im Sommer zu organisieren stellt dagegen viele Väter und Mütter vor fast unlösbare Schwierigkeiten.

Am Dienstag nach Ostern wird der Wiener Stadtsenat (rot-grüne Stadtregierung plus nicht amtsführende Stadträte) einen Akt beschließen, der zumindest für einen kleinen Teil der Eltern Erleichterung verspricht: Die Stadt stellt knapp 850.000 Euro zur Verfügung, um in diesem Sommer zusätzlich zu den Horten an acht Schulstandorten eine ganztägige Ferienbetreuung für Schulkinder anzubieten (Kosten: 150 Euro plus 60 Euro Essen, Ermäßigung bei geringem Einkommen).

Wichtiger Punkt im Abkommen

Die Forderung nach einem Ausbau der Sommerferienbetreuung war der rot-grünen Wiener Regierung so wichtig, dass sie dies auch im Koalitionsabkommen fixierte. Die Regierungskoalition bejubelt nun naturgemäß diesen Beschluss. Ein wichtiger Punkt des Regierungsabkommens werde umgesetzt, sagt etwa SP-Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch.

Als „richtigen Schritt in die richtige Richtung“ sieht es auch Andreas Ehlers, Vorstand des Landesverbandes der Elternvereine an Wiener Pflichtschulen. Aber insgesamt sind es lediglich 400 Betreuungsplätze, die heuer im Sommer angeboten werden. Und so hofft auch Ehlers, dass nächstes Jahr weitere Plätze an weiteren Schulstandorten gefunden werden.

Auch die Opposition sieht das Projekt als „grundsätzlich begrüßenswert“, wie ÖVP-Bildungssprecher Wolfgang Aigner sagt. Aber die ÖVP hat im Bildungsausschuss, wo das Projekt schon beschlossen worden ist, dagegen gestimmt, und zwar aus einem anderen Grund. „Den Auftrag für die Sommerbetreuung bekamen einige stadtnahe Organisationen, eine davon sind wenig überraschend die ,Wiener Kinderfreunde‘, die dafür 700.000 Euro erhalten“, ärgert sich Aigner. Und dafür habe es weder eine Ausschreibung noch eine nachvollziehbare Kalkulation gegeben. „Wir haben lediglich ein Blatt mit ein paar eilig zusammengeschusterten Zahlen bekommen“, sagt der VP-Sprecher.

Die Sommerbetreuung von Schulkindern ist besonders in der Großstadt Wien ein Problem, da hier die Möglichkeiten der Betreuung durch Verwandte geringer sind als auf dem Land. Ungefähr 100.000 Pflichtschulkinder gibt es in Wien, etwa ein Fünftel davon wird im Sommer in einem Hort oder in einer Kindergruppe betreut. Kinder, die Vormittagsschulen besuchen und dann während des Jahres in den Hort gehen, können normalerweise auch im Sommer ihre Einrichtungen besuchen. Anders als bei Ganztags- und offenen Schulen, wo derzeit keine Ferienbetreuung vorgesehen ist. Und Wien forciert derzeit massiv den Ausbau dieser Ganztagsbetreuung.

Die Opposition ortet hier einen grundsätzlichen Strategiefehler der Stadt. „Wien schließt sukzessive Horte, die Ferienbetreuung anbieten“, sagt VP-Sprecher Aigner. Dies trage wesentlich zum derzeitigen Mangel an Sommerbetreuungsplätzen bei.

Gebühr für Reservierung

Einen neuen Weg geht die Stadt heuer auch bei der Sommerbetreuung in ihren Horten. Erstmals wird nämlich eine Reservierungs-Gebühr (52 Euro) verlangt, die bei Inanspruchnahme des Platzes abgerechnet wird, ansonsten verfällt. Bei vielen Eltern stößt dies auf Unverständnis. „Wir machen das aus logistischen Gründen“, sagt Oxonitsch-Sprecherin Michaela Zlamal, „voriges Jahr haben sich sehr viele angemeldet, die dann einfach nicht erschienen sind.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2011)

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