Wohnen im Stil eines Country Clubs, in einem Domizil mit Hotelservice und eigenem Medical Spa: Das soll ein neuer Trend werden. Anfangs vielleicht nur für die Ferien, aber irgendwann bleibt so mancher dann dort.
Residenzen zählen zu den Immobilienrennern der Zukunft. Nicht selten entstehen sie in der Umgebung moderner Hotels. Die liefern dann gleich die Infrastruktur: Medical Spas, Sportmöglichkeiten, gehobene Gastronomie. Und ein Concierge-Service, das sich um die weiteren Annehmlichkeiten für die benachbarten Residenten kümmert. Diese nützen ihre Immobilie oft nur temporär, vorzugsweise in den Ferien oder der knappen Freizeit. Und plötzlich erhält das Domizil den gefürchteten Namen – Freizeitwohnsitz. Der steht etwa in Tirol auf dem Index. Wer sich also im Westen der Republik für eine schicke Residenz entscheidet, der mache sie zu seinem Lebensmittelpunkt. Ein Beispiel: das Suiten-und-Spa-Projekt „Living Lans“ von Architekt Karl Fahrner. Die kleine Gemeinde oberhalb von Innsbruck bietet durch beste Wohnlagen und dank des mondänen Medical-Wellness-Magneten Lanser Hof auch einem internationalen Publikum den passenden alpinen Platz an der Sonne: Direkt am Golfplatz gelegen, Bergpanorama rundherum, in dieser Idylle entstehen noble Herbergen mit dem gewissen XXL-Touch. Denn schließlich entscheide doch die Größe, sagt der Bauherr. Bei der Wohnfläche, bei der Terrasse, beim Stellplatz in der Tiefgarage, selbst für die Keller gelten generöse Maßstäbe. Die Quadratmeterpreise reichen von 4500 bis 5100 Euro.
Wieder daheim.
Und die Renaissance der Sommerfrische hält an. Da gibt es das zahlungskräftige Klientel der Spanien-Rückkehrer: Entweder haben sie die Lust auf eine völlig verbaute Küste endgültig verloren, oder sie möchten einfach nur der Hitze entfliehen und die Sehnsucht nach Sicherheit stillen, auf der Straße wie beim Gespräch mit dem Arzt. Offensichtlich verschiebt sich mit dem Alter die persönliche Prioritätenskala. Das sei eine schlafende Chance, kommentiert Tourismusexperte Jakob Edinger den Trend zum stylischen Altersruhesitz. Wobei sich dieser Begriff in der Immoszene nur bedingter Beliebtheit erfreut. Das Schlosshotel Velden am Wörthersee etwa wurde ursprünglich genau zu diesem Zweck erbaut. Heute will die Anlage nichts anderes, als Kunden und Käufern höchsten Komfort kredenzen, unabhängig von den Jahresringen. Die Südtiroler Touristiker Falkensteiner tragen ihr Konzept bereits im Namen: Hotels & Residences. Aktuell bietet die Gruppe zwei Standorte, an denen sich Urlaubsgäste und Habitanten Landschaft, Service und Medical Spa teilen. „Edelweiß“ heißt die Anlage am Katschberg in Kärnten und „Punta Skala“ das Resort an der Küste Kroatiens. Dort erlaubt das Gesetz keine Verkäufe, nur Mietverträge – immerhin mit einer Laufzeit von 200 Jahren. Investoren hoffen auf eine baldige Revision der Gesetzeslage. Mit dem zunehmenden Erfolg des hotelnahen Residenzmodells ist auch in Österreich die Diskussion entbrannt: Wie viele Residenzen verträgt ein touristisch attraktiver Ort? Befürworter sehen darin viel Potenzial, Gegner fürchten den damit verbundenen Strukturwandel.
Wie so ein Modell funktionieren kann, demonstrieren die USA mit semi-sozialistischen Praktiken: Wer in den Nobelskiorten Aspen und Vail ein Appartement erwerbe, müsse dieses in den Zeiten der Abwesenheit dem lokalen Vermietungspool überlassen, erklärt Edinger. Auf den Deal lassen sich die Käufer ein, weil sie ja vielleicht schon morgen für immer dort wohnen wollen. Wer aber Exklusivität sucht, sichert sich die Mitgliedschaft in einem der lokalen Country Clubs. Desgleichen habe es bisher in Österreich noch nicht gegeben, sagt Richard Hauser, doch im Winter des nächsten Jahres werde der erste in Tirol die Türen öffnen. Der Geschäftsführer des „Stanglwirts“ in Going und Gastgeber für die internationale High Society investiert mit seinen Partnern auf einer grünen Wiese bei Kitzbühel um die 50 Millionen Euro. Ein Hotel mit 40 Suiten inklusive Restaurant und Medical Spa soll entstehen, sogar eine Jagd gehört zum Angebot. Nur nicht der typische Golfplatz, denn: „Wir haben hier so großartige Anlagen, da konzentrieren wir uns lieber auf andere Themen.“ Die maximal 1000 Mitglieder sollen sich wie zu Hause ühlen. Wobei die meisten sowieso gleich um die Ecke wohnen, in Tirol, in München oder in Kitz selbst. Wer also seinen Status als legaler Resident bis zum nächsten Hahnenkammrennen noch toppen möchte, der hoffe auf den erhobenen Daumen des Aufnahmekomitees.