Trauung des Jahres: "Sie war so schön heute"

Britains Prince William and his wife Catherine, Duchess of Cambridge kiss on the balcony of Buckinghs Prince William and his wife Catherine, Duchess of Cambridge kiss on the balcony of Buckingh
Britains Prince William and his wife Catherine, Duchess of Cambridge kiss on the balcony of Buckinghs Prince William and his wife Catherine, Duchess of Cambridge kiss on the balcony of Buckingh(c) REUTERS (Pool)
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In London jubelten Hunderttausende dem frisch vermählten Brautpaar William und Kate zu. Besonders kurz war der Hochzeitskuss. Am Morgen danach starteten die Frischvermählten ins Wochenende.

Wer – ausgenommen der jubelnden Massen rund um den Buckingham Palace – am Freitagvormittag auf den Straßen Londons war, beging beinahe Insubordination. Wie leer gefegt und gespenstisch still war die britische Hauptstadt, als Millionen Bürger die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton im Fernsehen verfolgten. Weil die Übertragungen schon drei Stunden vor der Zeremonie begannen, musste lange (Sende-)Zeit mit dem bewundernden Aushauchen von Worten wie „magnificent“ oder „amazing“ gefüllt werden.

William und Kate werden nicht direkt in die Flitterwochen aufbrechen, sondern bleiben vorerst in der Heimat. Die Frischvermählten würden das Wochenende privat in Großbritannien verbringen, teilte das Prinzenbüro St. James's Palace mit.

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Das britische Königshaus erwies sich dennoch als Meister der Zeremonie. Gestaffelt ließ man die höchsten Familienmitglieder zur Westminster Abbey, der Trauungskirche, in einer Oldtimerparade anreisen. Bräutigam William kam in der Uniform eines Obersten der Irish Guards gemeinsam mit seinem Bruder und Trauzeugen Harry. Vater Prinz Charles stand wie immer ein wenig verloren herum, während seine Frau Camilla mit der Robustheit, mit der anderswo Pensionistinnen die Straßenbahn stürmen, den Weg in die Kirche nahm.

Prinzessin Beatrice gewann den Preis für den schrecklichsten Hut, während die Frau des konservativen Premiers David Cameron (dessen Labour-Vorgänger Blair und Brown nicht geladen waren), Samantha, gar ohne Kopfbedeckung erschien, was viele Kommentatoren „shocking“ fanden. Doch alles wurde gut, als die Braut erschien. Das von Sarah Burton entworfene Kleid für Kate Middleton stürzte alle Beobachter in helle Begeisterung. „Ich kann es nicht fassen“, jauchzte die Kommentatorin Fearne Cotton im TV.

Kurze und schmerzlose Zeremonie

Zu jauchzen bemühte man sich zu diesem Zeitpunkt auch im Zentrum Londons auf der „Not The Royal Wedding“-Party der britischen Republikaner. Der Sprecher der Gruppe, Geoffrey Smith, meinte zwar: „Die Hochzeit hat uns fantastischen Zuspruch gebracht.“ Doch bei der Party dürften die Journalisten in der Mehrheit gewesen sein. Sympathisant Iain aus Schottland, der als Banane verkleidet war („Weil wir eine Bananenrepublik sind“), meinte etwas verdrossen: „Ich könnte ganz gut einen Drink brauchen.“

Den hätte er ihm nahen Pub „The Bounting Cow“ am frühen Nachmittag noch locker bekommen. Doch obwohl das Lokal gähnend leer war, zeigte sich Managerin Cveta optimistisch: „Die Hochzeit ist super für unser Geschäft“, sagte sie. „Es ist ein Ereignis, das mich richtig stolz macht“, meinte die gebürtige Serbin.  Und die 23-jährige Cynthia, eine australische Studentin, meinte: „Das ist etwas, das die Republikaner nie zusammenbringen würden. Und jetzt wird richtig gefeiert.“

Dabei war die eigentliche Zeremonie kurz und schmerzlos. Vom Eintreffen der Braut in der Westminster Abbey bis zu den Worten: „Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau“, gesprochen vom Erzbischof von Canterbury, vergingen gerade einmal 13 Minuten. Danach zeigte sich auch der Wettergott dem Paar und den Massen gnädig: Entgegen der Prognose regnete es nicht, und so konnte die Fahrt von William und seiner Frau in der offenen königlichen Kutsche von 1902 von der Kirche zum Buckingham Palace zu einem einzigen Triumphzug werden. Kurz war auch das 0,7 Sekunden währende Küsschen am Balkon, das zweite mit 1,1 Sekunden nicht viel länger.

Seit Wochenbeginn hatten echte Hardcore-Royalisten entlang der Strecke Posten bezogen: „Ich kann es nicht fassen, ich habe William ganz nahe gesehen“, kreischten zwei Fans aus den USA. Mit etwas mehr Humor nahmen es viele Briten. In der Masse von etwa 500.000 Menschen trugen zahlreiche Transparente Aufschriften wie „Du hättest mich wählen sollen“.

„Sie war so schön heute“

Da wäre aber wohl die neue Frau des künftigen Königs der Briten dagegen gewesen. Catherine, die von der Queen als Hochzeitsgeschenk zur Herzogin von Cambridge erhoben wurde, mag keine „Prinzessin der Herzen“ sein, wie es einst Williams Mutter Diana war, doch sie nimmt die Briten zunehmend für sich ein. „Sie setzt keinen falschen Schritt“, sagte Sorella LeVar, die auf einer Straßenparty im Londoner East End selbst gebackene Kuchen verkaufte. „Und sie war so schön heute, da musste ich ein paar Tränen vergießen. Es ist wie ein Disney-Film, nur wirklich.“

Im ganzen Land begannen im Lauf des Tages Straßenfeste, in Weston-super-Mare startete man schon um sechs Uhr früh mit einem Champagnerfrühstück. In Ostlondon hingegen meinte Daniel: „Wir sind nur wegen der Kinder da.“ Da störte es auch nicht, dass das Attraktionenangebot außer Kronenbasteln wenig royal war. Beim Kinderschminken wurde dem Reporter auf die Frage, ob man ihn zu Prinz William umgestalten könne, mit typischem East-End-Charme beschieden: „Wenig genug Haare hätten Sie ja bereits. Aber Sie sind schon zu alt.

("Die Presse" Printausgabe vom 30.04.2011)

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