Julian, der Künstler: „Der Sohn vom Khol“ malt

(c) Julia Stix
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Politikersohn, Ex-Model und jetzt auch noch Maler: Julian Khol sieht immer noch gut aus und macht jetzt mit seinen Bildern gute Figur.

Der den Namen „Julian Khol“ hört, denkt meistens an zwei Dinge: Erstens an seinen Vater, den ehemaligen Nationalratspräsidenten Andreas Khol, und damit an die ÖVP, oder an seine Karriere als internationales Topmodel und damit an Armani, Valentino und Jean Paul Gaultier. Dabei hat Julian Khol schon vor acht Jahren den Beruf gewechselt: Er ist Maler geworden und scheint damit jetzt auch durchzustarten. Im April hatte Khol seine erste Soloausstellung in der Salzburger Rudolf Budja Galerie, aktuell hängen seine Bilder im Österreichischen Kulturforum in Istanbul (bis 30. 6.), und nächste Woche wird er eine weitere Ausstellung in Graz eröffnen. Das „Schaufenster“ hat ihn in seinem Atelier in Wien besucht.

Sie waren früher Model, ist es jetzt nicht schwierig, als Maler ernst genommen zu werden?
Nein, das Anecken bin ich gewöhnt. Ich war immer schon „der Sohn vom Khol“. Und wenn ich mit 14 meinen ersten Rausch hatte, dann hieß es gleich: „Ah der sauft“.


Da waren Sie ein Kind. Jetzt geht es um Ihren Beruf.
Na gut, dass am Anfang die Haltung ist: Der war früher Model und den kann man nicht ernst nehmen, also das war mir klar. Ich bin auch ehrlich genug zu sagen: Das wäre bei mir nicht anders. Ich würde mir auch denken: „Aha, der malt jetzt. So ein nettes Hobby. Und jetzt kriegt er auch noch eine Ausstellung, weil man ihn kennt.“


Das klingt jetzt fast zynisch.
Dass ich so viel Aufmerksamkeit bekomme, ist ja gut. Aber ich habe im Gegensatz zu anderen in den ersten Jahren überhaupt keine Ausstellungen gemacht, weil ich keine unausgegorenen Sachen herzeigen wollte. Normalerweise kämpft ein junger Künstler um Aufmerksamkeit. Aber ich durfte nicht zu früh in die Öffentlichkeit, weil ich sonst für immer einen Stempel aufgedrückt bekommen hätte.


Und warum sind Sie jetzt in der Öffentlichkeit?
Es war einfach eine gewisse Entwicklung abgeschlossen. Ich weiß, in welche Richtung ich gehen möchte. Und da hab ich gewusst, jetzt kann ich das machen.


Mehrere Ausstellungen, diverse Porträts über Sie in den Medien. Es scheint gut zu laufen. Erleichtert?
Oh ja, sehr erleichtert. Wer seine Bilder zeigt, kehrt immer sein Innerstes nach außen. Und bei so einer Ausstellung hängen neben mir auch die Galerie und die Mitarbeiter dran. Das ist eine große Verantwortung.


Sie kommen aus einer sehr konservativen Ecke. Ihre Eltern werden von Ihrem Berufswunsch nicht begeistert gewesen sein.

Sie werden lachen, aber ich habe es wirklich geschafft, mit meinem Modelleben meine Eltern so abzuschrecken, dass die sich gefreut haben, dass ihr Sohn Maler werden will. Mein Vater hat vor lauter Freude zu weinen begonnen, als ich ihm gesagt habe, dass ich in die Klasse von Christian Ludwig Attersee (an der Universität für angewandte Kunst Wien, Anm.) aufgenommen wurde.


Das glaub ich Ihnen nicht ganz.
Warum nicht? Erstens sind meine Eltern sehr kunstaffine Menschen und zweiten hat das Malen meiner Meinung nach doch mehr Substanz als das Modeln. Das Modeln, das war lustig, aber der Beruf nutzt sich so schnell ab.


Vermissen Sie es nicht?
Gar nicht. Es war eine super Zeit und ich bereue nichts, aber ich hätte auch ein Jahr früher aufhören können.


Wann haben Sie gewusst, dass Sie aufhören müssen?
Mit 22 habe ich in Paris gelebt und mir ging damals das Model-Business schon ziemlich auf die Nerven. Daher habe ich mir vorgenommen, meine künstlerischen Ambitionen wie schauspielern, schreiben und musizieren einen Monat lang einzeln voll auszuüben. Aber bei jeder Sache war nach einer Woche Schluss. Zum Schluss habe ich meine alte Liebe, die Malerei, ausprobiert und seither nie wieder aufgehört.


Was hat Ihnen das Modeldasein für die Malerei gebracht?
Ich habe im Bereich der Lichtsetzung einiges gelernt. Wie wird ein Raum ausgeleuchtet oder wie ein Gemälde. In dem Geschäft wird ja wahnsinnig viel inszeniert, und da habe ich in den Pausen immer sehr genau zugeschaut.


In Ihren Bildern dominieren Tiermotive. Warum?
Die Tiere sind eine Hülle, die gefüllt werden möchte. Und bei mir hat jedes Tier eine andere Projektionsfläche, in die ich Geschichten oder Erlebnisse projiziere.


Sie malen in jedem Fall irrsinnig schnell.
Die besten Bilder sind schnell. Alles, was lang dauert, wird eine Fitzelarbeit und nicht gut. Dann wird das Bild zu steril und verliert die Direktheit. Das hat auch etwas mit der Konzentration zu tun. Wenn ich arbeiten muss, dann verbringe ich manchmal drei bis vier Stunden nur damit, die richtige Qualität an Konzentration zu erzeugen.


Das klingt vor allem dann schwierig, wenn einen andere Probleme plagen. Stichwort Geldsorgen. Als Maler werden Sie nicht mehr so viel verdienen wie vorher.
Also ich kann schon eine ganze Weile vom Malen gut leben. Aber klar, manchmal war es schwer, den Kopf freizubekommen. Wenn ich gewusst habe, ich muss jetzt ein Bild verkaufen, dann war ich beim Arbeiten natürlich doppelt blockiert. Ein Maler gerät ja auch schnell in Versuchung, in andere Galerien zu gehen und zu schauen, womit andere Künstler erfolgreich sind. Und klar denkt man sich dann, vielleicht sollte ich auch in diese Richtung gehen. Ein guter Maler kann ja alles malen. Aber das ist schlimm für die eigene Kunst.


Kriegen Sie denn keine Förderungen?
Nein, keine einzige. Ich habe auch noch nie einen Wettbewerb gewonnen.


An wie vielen haben Sie teilgenommen? 
Ach. Ungezählt! Ich glaube, es waren jedes Jahr fünf.


Da hat Ihr Name auch nichts geholfen?
Sieht nicht so aus. Aber wenn es darum geht, eine Geschichte über mich zu erzählen, bringt er natürlich viel. Auch wenn ich sie selbst nicht mehr hören kann. Manche Maler, auch erfolgreiche, müssen da erst eine erfinden. Aber eigentlich ist der Name egal. Unterm Strich geht’s immer nur darum, was am Ende an der Wand hängt.

TIPP

Back and Gone Again. Julian Khol stellt seine Bilder in der Grazer Galerie von Rudolf Budja aus, ab 27. 5. www.artmosphere.at

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