Nun könnte Frankreichs Justiz gegen Strauss-Kahn ermitteln: Die Journalistin und Schriftstellerin Tristane Banonwirft wirft ihm vor, er sei wie ein „brünstiger Schimpanse“ über sie hergefallen.
Das Aufatmen für den früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn, seine Familie und seine Freunde war von kurzer Dauer. Noch gestern, Montag, zeichnete sich für ihn eine Ende des „Albtraums“ ab, nachdem in New York die Glaubwürdigkeit der Hauptbelastungszeugin, einer 32-jährigen Hotelangestellten aus Guinea, mittlerweile so sehr erschüttert ist, dass die Verteidigung auf eine schnelle Einstellung des Verfahrens hoffen darf. Nun steht ihm aber das nächste Gerichtsverfahren ins Haus.
Der Anwalt der französischen Journalistin und Schriftstellerin Tristane Banon hat am Montag mitgeteilt, seine Klientin werde heute, Dienstag, eine Klage gegen Strauss-Kahn wegen versuchter Vergewaltigung einreichen. Sie hatte 2007 im Fernsehen einmal erzählt, bei einem Interview im Jahr 2003 sei dieser „wie ein brünstiger Schimpanse“ über sie hergefallen und habe versucht, ihr BH und ihre Jean auszuziehen. Auf eine Klage hatte sie ursprünglich auf Rat ihrer Mutter, einer sozialistischen Parteikollegin von DSK, verzichtet. Noch vor Kurzem hatte sie gesagt, sie wolle nicht mit einer Klage das Untersuchungsverfahren der amerikanischen Justiz beeinflussen.
Die Aussicht auf eine zweite gerichtliche Front bedeutet einen schweren Rückschlag für die politischen Freunde von DSK unter den französischen Sozialisten, die in den vergangenen Wochen sehr kleinlaut geworden waren, seit dem Wochenende aber zur Gegenoffensive übergehen wollten, um ein eventuelles politisches Comeback ihres Champion vorzubereiten. Sie suggerieren dabei, dass es sich bei der ganzen Affäre wenn nicht um ein Komplott, so doch um eine „Falle“ oder gar ein „politisches Attentat“ handeln könnte.
Warum rief Hotel nicht Polizei?
Sie finden es unter anderem verdächtig, dass die französische Hotelkette Accor, der das Sofitel in New York gehört und dessen Sicherheitsverantwortlicher ein ehemaliges Geheimdienstmitglied sei, nicht sofort die Polizei gerufen, aber angeblich sofort die Mitarbeiter des Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy informiert hätten. Innenminister Claude Guéant verwehrte sich im Namen der Staatsführung gegen „niederträchtige und skandalöse Unterstellungen“.
Laut neuesten Umfragen halten nur 41 Prozent der Franzosen eine Rückkehr DSKs in den Kampf um das Präsidentenamt 2012 für wünschenswert. Bei den Sozialisten sind es noch 59 Prozent.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2011)