Laut Finanzmarktaufsicht war das hohe Risiko beim Investment in die R-Quadrat-Gruppe im Prospekt sichtbar. Die Wirtschaftskammer verlor Millionen.
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat nach eigenen Worten keine rechtliche Handhabe, sich in die R-Quadrat-Affäre einzuschalten. Die mittlerweile insolvente R-Quadrat-Gruppe steht im Mittelpunkt missglückter Spekulationsgeschäfte der Wiener Wirtschaftskammer. R-Quadrat wurde nicht von der FMA beaufsichtigt, erklärten die Behördenvorstände. "Nicht jeder Emittent unterliegt unserer laufenden Aufsicht."
Von der FMA gebilligt wurden Emissionsprospekte, in denen detailliert auf die Risiken der Veranlagung und Immobilieninvestments hingewiesen worden sei, betonte die Aufsicht. Für eine einzige Emission wurde kein Prospekt zur Billigung eingericht, die sei aber aufgrund der hohen Mindestinvestmentsumme nur an professionelle Anleger gerichtet gewesen.
Verluste im zweistelligen Millionenbereich
Über R-Quadrat haben Pensionskasse und Pensionsfonds der Kammer einen zweistelligen Millionenbetrag investiert. Die von der Pleite betroffenen Papiere mussten schon zu einem guten Stück wertberichtigt werden. Die Kammerspitze hatte eingeräumt, dass in der Kammer ein bei der Kontrollbank hinterlegter Prospekt nicht gelesen wurde. Gerade von einer Pensionskasse, so wird aus dem Umfeld der Aufsicht bestätigt, wäre eigentlich zu erwarten, dass sie sich wie ein professioneller Anleger verhält.
Weniger Wertpapierhäuser
Die FMA hat am Montagabend erstmals Zahlen und Daten zu den von ihr beaufsichtigten (konzessionierten) Wertpapierfirmen und Wertpapierdienstleistungsunternehmen vorgelegt. Infolge der Finanzkrise, aber auch durch höhere regulatorische Anforderungen, ist die Zahl dieser Wertpapierhäuser seit 2006 von 326 auf mittlerweile 184 zurück gegangen. Bei der Mitarbeiterzahl ist vor allem die Zahl der oft als kurzfristige Keiler angeheuerten Finanzdienstleistungsassistenten von 12.500 auf 4300 auf ein Drittel zusammengeschrumpft, während die Zahl der angestellten und vertraglich gebundenen Vermittler beinahe stabil blieb. "Der österreichische Alleingang Finanzdienstleistungsassistent hat sich nicht bewährt", resümiert die FMA. Der "neue" Wertpapiervermittler ist ein gebundenes Gewerbe, an mehrjährige Ausbildungen geknüpft, er darf auch nur mehr für maximal drei Anbieter arbeiten.
Nicht beeinträchtigt wurde durch die Branchenkonsolidierung das verwaltete Vermögen: Es stieg 2010 um 30 Prozent auf eine neue Rekordsumme von 37,3 Milliarden Euro. 2006 waren es 28,6 Milliarden Euro. Die konzessionierten Wertpapierdienstleister zählen mehr als eine halbe Million Kunden in Österreich.
(APA)