Zypern: Ausschreitungen nach Explosion auf Marinebasis

Zypern: Ausschreitungen nach Explosion auf Marinebasis
Zypern: Ausschreitungen nach Explosion auf MarinebasisAusschreitungen in Nikosia in der Nacht auf Mittwoch (c) AP (Petros Karadjias)
  • Drucken

In der Hauptstadt Nikosia protestierten tausende Menschen gegen die "Nachlässigkeit der Regierung". Die Demonstranten versuchten, in den Präsidentensitz einzudringen.

In der zypriotischen Hauptstadt Nikosia ist es in der Nacht auf Mittwoch zu Ausschreitungen gekommen. Tausende aufgebrachte Bürger protestierten gegen die "Nachlässigkeit der Regierung", die sie für die Explosion eines Munitionslagers in einem Marinestützpunkt im Süden der Mittelmeerinsel verantwortlich machen. Dabei waren am Montag zwölf Menschen ums Leben gekommen und 62 verletzt worden.

Demonstranten versuchten Medienberichten zufolge nach einer zunächst friedlichen Demonstration ins Präsidentengebäude einzudringen, um dort gegen die Regierung des linken Präsidenten Demetris Christofias zu protestieren. "Wir wollen, dass Christofias geht, weil er für alles, was passiert ist, verantwortlich ist", sagte ein Demonstrant. "Wir sind sehr wütend."

Die Polizei setzte massiv Tränengas ein, um die Menschenmenge auseinander zu treiben. Einige Demonstranten warfen Steine auf die Beamten. Tausende Menschen flohen wegen des Gases in Panik vom Ort des Geschehens. Die Lage beruhigte sich erst am Mittwoch in der Früh wieder.

Folgenschwerer Unfall

Unmittelbar nach dem Unfall hatten zypriotische Medien berichtet, es habe mehrere schriftliche Warnungen an die Regierung gegeben, die beschlagnahmte iranische Munition sei nicht ordnungsgemäß gelagert. Der bei den Explosionen getötete Kommandant des kleinen Marinestützpunktes soll seine Vorgesetzten vor dem Unglück bereits schriftlich darüber informiert haben, dass die Container beschädigt und deformiert gewesen seien.

Nach ersten Erkenntnissen der Behörden waren auf dem Stützpunkt von Mari nach einem Buschbrand mehrere seit Jahren dort lagernde Container mit Munition explodiert. Sie stammten aus einem illegalen Munitionstransport und waren vor drei Jahren an Bord eines Frachters vor Zypern beschlagnahmt worden. Die Explosion beschädigte auch eines der wichtigsten Elektrizitätswerke der Insel. Weite Teile Zyperns blieben aus diesem Grund für mehrere Stunden ohne Strom.

Als Reaktion auf die Katastrophe traten Verteidigungsminister Kostas Papakostas und der Kommandant der zypriotischen Nationalgarde zurück. Auf Zypern begann am Montag eine dreitägige Staatstrauer. "Wir sind erschüttert", hatte der Präsident nach einem Besuch des Stützpunkts gesagt. "Es ist ein weiterer schwarzer Juli für unser Land und unser Volk", meinte er und verglich die Explosionskatastrophe mit der Teilung der Insel im Juli 1974. Damals war Zypern nach einem Putsch griechischer Nationalisten und einer türkischen Militärintervention geteilt worden.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Weltjournal

Zypern: Tote bei Explosion auf Marinebasis

Durch die verheerenden Detonation auf dem Marinestützpunkt Mari im Süden der geteilten Insel starben zwölf Menschen, 62 wurden verletzt. Auch ein Kraftwerk wurde beschädigt. Viele Regionen waren ohne Strom.
Explosion auf Zypern

''Ein biblisches Desaster''

Zypern Riesige Explosionen Marinestuetzpunkt
Weltjournal

Zypern: Zwölf Tote bei Explosion auf Militärstützpunkt

Munitionscontainer fingen Feuer und gingen in die Luft. Sie waren offenbar falsch gelagert. Das wichtigste Kraftwerk der Insel ist schwer beschädigt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.