Wie streng darf eine Pflicht für Radfahrer sein?

(c) Clemens Fabry
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Analyse: Warum der Kampf gegen die Benützungspflicht mehr schadet als nützt.

Wien. In Österreich bewegt sich etwas. Fast täglich wird über Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs diskutiert. Intensiv im Gespräch ist die Abschaffung der Benützungspflicht von Radwegen, für die sich hauptsächlich Grüne und Interessensvertreter einsetzen. Das Problem: Differenzierte Meinungen scheinen nicht erlaubt. Der Radwegzwang, so das Dogma, muss fallen.

Das Ergebnis sind Ideen wie jene von Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, die Radfahrer vom Radweg auf die Ringstraße bringen will. Eine Maßnahme, die selbst viele Biker mit dem Kopf schütteln lässt. Einzig: Es hört sie niemand. Selbst innerhalb von Interessensvertretungen wird von pragmatischen Mitgliedern diskutiert, ob es nicht auch Straßen gibt, auf denen die Radwegpflicht vielleicht Sinn macht. Die Diskussion bleibt ungehört. Es sind Dogmatiker, die Kontakte zu Medien und Politikern halten.

Der Sache hilft das nicht. Eine Studie der deutschen Bundesanstalt für Verkehr zeigt, dass die Aufhebung der Benützungspflicht auf die Sicherheit erstens kaum Effekte hat und zweitens nur von vier Prozent der Radfahrer genutzt wird. Gerade die wegen ihrer geringen Mitgliederzahlen kaum legitimierten Radfahrer-Vertreter müssen sich ehrlich fragen, ob sie mit ihren Forderungen wirklich auch die Zielgruppe erreichen.

Vorbild Deutschland

Deutschland hat es im Kampf von Rad- und Autofahrern vorgemacht und setzte, wo es der Verkehr zulässt, die Benützungspflicht aus. Ein Vorbild, das hierzulande (siehe Foto) skurrile Nachahmer findet. Die im niederösterreichischen Tullnerbach gelebte Lösung ist laut Verkehrsministerium nämlich illegal.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2011)

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Rad am Ring: Die Provokation

Die Idee, Biker vom Radweg auf mehrspurige Durchzugsstraßen zu bringen, bleibt hoffentlich nur eine solche.

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