Trauerfeier für Leo Kirch: Altkanzler Kohl sagt "Danke"

Trauerfeier fuer Kirch Altkanzler
Trauerfeier fuer Kirch Altkanzler(c) EPA (DANIEL BISKUP)
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Mehrere hundert Gäste erwiesen dem Medienmogul die letzte Ehre. Besonders bewegend war der Auftritt des deutschen Altkanzlers: "Der Mann hat unendlich viel Gutes getan."

Mit einer bewegenden Trauerfeier haben mehrere hundert Gäste dem Medienunternehmer LeoKirch in München die letzte Ehre erwiesen. Gut eine Woche nach seinem Tod nahmen zahlreiche Prominente und Politiker an den Feierlichkeiten am Freitag in München teil, darunter Altkanzler Helmut Kohl (CDU), der mit Kirch eng befreundet war. In einer sehr persönlichen Ansprache nahm Kohl Abschied von seinem langjährigen Freund: "Ich bin vor allem hier, um Danke zu sagen." Während seiner Rede, für die er im Rollstuhl in den vorderen Teil der Kirche geschoben worden war, versagte dem Ex-Kanzler immer wieder die Stimme.

Der 81-Jährige sagte, er sei gerne gekommen, um seinen Freund zu würdigen. "Der Mann hat unendlich viel Gutes getan", sagte Kohl mit tränenerstickter Stimme. Einen seiner wenigen öffentlichen Auftritte hatte Kirch im Mai 2008 als Trauzeuge bei der zweiten Hochzeit Kohls. Kirch sei ein Mann der modernen Technik gewesen, sagte Kohl. "LeoKirch war seiner Zeit weit voraus."

Nach langer Krankheit war Kirch am Donnerstag vergangener Woche im Alter von 84 Jahren gestorben. Er gehörte bis zur Insolvenz seiner Firmengruppe 2002 zu den einflussreichsten Medienmanagern in Deutschland, trat aber fast nie in der Öffentlichkeit auf, sondern lebte zurückgezogen mit seiner Frau in München.

Pater Hermann Breulmann würdigte in seiner Trauerrede vor allem Kirchs Bodenständigkeit, die er sich trotz seines großen beruflichen Erfolgs erhalten hat.

"Herr Kirch hat nie vergessen, woher er kam", sagte Pater Breulmann. Seine Herkunft habe den Winzersohn aus Unterfranken stark geprägt. "Er war ein einfacher katholischer Christ." Der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Wolf-Dieter Ring, bezeichnete Kirch am Rande der Trauerfeier als Pionier des Privatfernsehens. "Er war immer begeistert von neuen Entwicklungen."

Gäste: Von Horst Seehofer bis Harald Schmidt

Unter den Gästen beim Requiem in der Jesuitenkirche St. Michael in der Münchner Innenstadt waren auch der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, der frühere bayerische Umweltminister Peter Gauweiler (beide CSU), Entertainer Harald Schmidt, der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck, Verleger Hubert Burda, "Focus"-Herausgeber Helmut Markwort und der Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR), Ulrich Wilhelm.

Regierungschef Seehofer betonte bei einem Empfang in der Münchner Residenz, die deutsche und die bayerische Medienbranche habe Kirch viel zu verdanken. "LeoKirch war eine aufrechte und charismatische Persönlichkeit", sagte Seehofer. Nun gelte es, sein Lebenswerk in eine gute Zukunft zu führen.

Pleite mit Premiere

Kirch hatte einen der größten Film- und Fernsehkonzerne Europas mit fast 10.000 Beschäftigten aufgebaut. Neben der größten Spielfilmsammlung mit weit mehr als 10.000 Titeln sowie rund 40.000 Stunden Serien gehörten ihm früher die Fernsehsender ProSieben, Sat1, N24 und DSF. Am Ende hatte Kirch zu viele Milliarden in den Bezahlsender Premiere gesteckt, der heute als Sky Deutschland weiterbesteht, und musste Insolvenzantrag stellen.

Auch nach der Pleite seiner weit verzweigten Firmengruppe ließ Kirch sich nicht einschüchtern und kämpfte weiter gegen die Deutsche Bank, die er für den Zusammenbruch seines Imperiums verantwortlich machte. Seinen letzten großen Auftritt hatte er vor wenigen Monaten in einem Prozess gegen die Deutsche Bank in München. Er machte den früheren Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, für den Niedergang verantwortlich und kämpfte in mehreren Prozessen gegen ihn.

(APa)

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