Maria Vassilakous Mann für die „grüne Handschrift“

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Bernd Vogl, der 44-jährige bislang unbekannte Umweltexperte soll künftig grüne Prestigeprojekte im roten Magistrat umsetzen. Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou freute sich sichtlich.

Wien. Alle Hoffnungen von Maria Vassilakou ruhen auf diesem Mann: Bernd Vogl, 44 Jahre alt, der am Mittwoch gut gelaunt vor Journalisten trat, Hände schüttelte, in die Kameras lächelte und begeistert von Klimaschutz und Energiesparen sprach. Und sich nebenbei sichtlich über seine neue Aufgabe freute: Der Umweltexperte übernimmt das Steuer eines grünen Flaggschiffs – der Magistratsabteilung 20 für Energieplanung.

Nun gibt es Spannenderes als die Gründung einer neuen Magistratsabteilung und die Bestellung ihres Leiters. Doch Vogl soll für die Grünen nichts anderes erreichen, als die Energieversorgung der Millionenstadt Wien auf völlig neue Beine zu stellen – umweltfreundlich und nachhaltig. Und nebenbei soll Wien energiepolitisch eine Vorreiterrolle in Europa einnehmen. Mit anderen Worten: Vogl soll zentrale grüne Projekte umsetzen, damit die Handschrift der grünen Regierungsbeteiligung sichtbar wird – was sich künftig auf die Zustimmung des Wiener Wählermarkts auswirken soll.

Verzehnfachung der Solar-Anlagenfläche

Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou freute sich sichtlich über den Umweltexperten, der vom schwarzen Lebensministerium ins rote Wien wechselt. Wobei Vogl in der Vergangenheit auch für die Grünen in seiner niederösterreichischen Heimatgemeinde aktiv war – was er allerdings nach einiger Zeit beendete hatte: Denn er habe sich, neben seinem Job in der Verwaltung, nicht politisch betätigen wollen, erklärt Vogl seinen damaligen Rückzug aus der Gemeindepolitik.

Von der MA 20 aus soll jedenfalls eine Reihe von grünen Projekten gestartet werden. Das forderte zumindest Vogls neue Chefin Maria Vassilakou: „Für unser Ressort ist diese neue Magistratsabteilung von immenser Bedeutung.“ Wobei die Stadträtin für Verkehr, Stadtplanung, Bürgerbeteiligung und Energieplanung gleich die Richtung vorgab: „Wie kann eine Stadt, die wächst, Energie sparen und dabei die erneuerbaren Energien ausbauen?“ Und: In den nächsten zehn Jahren soll die Fläche an Solaranlagen auf 300.000 Quadratmeter verzehnfacht werden. Besonders der Plan der „Bürgersolarkraftwerke“, also Solaranlagen auf privaten Wohnhäusern, die Strom ins Netz der Wien Energie einspeisen, die auch die Bürger zum Teil finanzieren sollen, haben es Vassilakou angetan. Das alles soll Vogl umsetzen.

Wie geht der Neo-Manager der MA 20 mit diesem Druck um? „Ich habe in dem Bereich seit fast 20 Jahren Erfahrung. Ich denke, da kann man einiges bewegen“, erklärte der Niederösterreicher selbstbewusst.

Immerhin: In der Vergangenheit hat der studierte Betriebswirt (Schwerpunkt Umweltökonomie) Erfahrung als stellvertretender Leiter der Abteilung Umweltökonomie und Energie im Umweltministerium gesammelt. Nebenbei leitete er das Projekt „Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit“. Daneben entwickelte er die Initiative „klima:aktiv“ für das Umweltministerium.

Nur: Mit etwa zehn Mitarbeiter und einem Jahresbudget von nur rund 720.000 Euro wird der grüne Hoffnungsträger keine Bäume ausreißen. „Nicht alles wird bei der MA 20 umgesetzt, sondern auch bei anderen Magistratsabteilungen“, so Vogl: „Wir werden aber der Motor für diese Projekte sein.“ Darunter fallen auch jene Energieprojekte, die im rot-grünen Koaltionsübereinkommen festgeschrieben sind. In anderen Worten: Vassilakous unscheinbarer Supermann der Ökoszene muss die anderen, rot regierten Teile des Magistrats auf Linie bringen. Ein Unterfangen, an dem bereits die ÖVP in ihrer Zeit der rot-schwarzen Koalition in Wien gescheitert ist.

Einer der ersten Aktionen, die Vogl starten möchte, ist eine Energiespar-Beratungsaktion samt Solarenergieausbau. Dazu kommen die Fondsverwaltung zur Förderung von Ökostromanlagen sowie die Gestaltung von Förderrichtlinien und auch Pilotprojekte zur Forcierung neuer Energietechnologien. Parallel dazu sind bereits zahlreiche Projekte in Arbeit, auf die Vogl (noch) nicht eingehen wollte: „Aber eines ist klar“, meint er selbstbewusst, „ich will etwas bewegen.“

Zur Person

Bernd Vogl wurde am Mittwoch offiziell als Leiter der ersten grünen Magistratsabteilung (MA 20) präsentiert. Er soll dort grüne Prestigeprojekte im Bereich Solarenergie und Energiesparen vorantreiben. Vor seinem Wechsel in die Stadt Wien war der 44-Jährige stellvertretender Abteilungsleiter im Umweltministerium, wo er seit 1993 im Energiebereich tätig war. Unter anderem initiierte er dort die Klimaschutzinitiative klima:aktiv.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25. August 2011)

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