Die Freude der Sozialisten über die Freilassung von Strauss-Kahn ist verklungen.
Der gefallene Star der Sozialisten kehrt heim, doch plötzlich wenden sich auch enge Wegbegleiter von ihm ab. Als die Ermittlungen in der Vergewaltigungsaffäre gegen den ehemaligen roten Hoffnungsträger Dominique Strauss-Kahn (DSK) eingestellt wurden, bekundeten führende Sozialisten darob heuchlerisch nicht nur ihre „große Erleichterung“, sondern gar ihre „große Freude“. Wohl in der Zuversicht, der mit dem Schrecken Davongekommene möge in den USA bleiben und den Vorwahlkampf nicht stören.
Nun bemüht man sich um Distanzierung. Selbst Parteichefin Martine Aubry äußerte erstmals vorsichtige Kritik: Sie denke über die Haltung des 62-Jährigen gegenüber Frauen das Gleiche wie viele andere Frauen, sagte sie. Dies zeigt, dass Aubry sich ihren ehemaligen Intimfreund vom Leibe halten will. Denn noch ist offen, ob DSK im sozialistischen Vorwahlkampf einen der Kandidaten unterstützen wird oder sich aus der Öffentlichkeit zurückzieht. Eines aber steht fest: Hat man in Frankreich noch kürzlich mit einer Rückkehr DSKs auf die große politische Bühne gerechnet, so scheint eine Rehabilitierung heute völlig unmöglich.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2011)