Wem das Licht nicht aufgeht

Der verordnete Umstieg auf Energiesparlampen war katastrophal gemanagt. Doch letztlich brachte die Kombination aus Markt und Regeln auch Positives hervor.

Wer beim Glühbirnenverbot an eine unheilvolle Phalanx von Industrie und EU-Politik glaubt, wurde gestern bestätigt: Gleichzeitig mit dem Produktionsende für 60-Watt-Glühbirnen erhöht ein wichtiger Erzeuger die Preise für Energiesparlampen um ein Viertel. Ein fatales Signal. Eine Entscheidung, die auch ein Licht auf das Management sowohl der Politik als auch der Industrie bei dieser von oben verordneten Umstellung wirft.

Natürlich war es richtig, die Chance einer großen Energieersparnis zu ergreifen. Aber warum so? Warum haben die politischen Entscheidungsträger nicht zuvor sondiert, ob es geeignete Ersatzprodukte gibt? Warum haben Hersteller diese rasche Umstellung vorangetrieben, obwohl sie wissen mussten, dass ihre Ersatztechnik noch nicht ausgereift und schon gar nicht umweltfreundlich (Quecksilber) ist? Wurde das Umweltziel dem kurzfristige Geschäft untergeordnet?

Immerhin gibt es einen positiven Aspekt: Die Kombination aus EU-Regeln und Marktdruck hat letztlich dazu beigetragen, dass eine Technik forciert werden musste, die sowohl für den Konsumenten als auch für die Umwelt akzeptabel ist. LED-Lampen wären kaum so rasch weiterentwickelt worden, wenn es für sie keinen erzwungenen Markt gäbe. Derzeit sind sie noch viel zu teuer, aber das sollte sich bei einer Massenproduktion legen. Sie sind eine beachtliche Innovation. Vielleicht bringen sie doch noch ein Happy End.

wolfgang.boehm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2011)

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