Der Weltmeister siegt auch in Italien in souveräner Manier. Für seinen Rennstall ist es der erste Sieg auf der historischen Strecke. Vettel kann schon in zwei Wochen Titelverteidigung feiern.
Schon bevor das Motorengedröhne das „Autodromo Nazionale" in Monza erfüllte, bluteten den Zuschauern die Ohren. Eine - gelinde gesagt - minderbegabte Kapelle arbeitete sich an der italienischen Hymne ab. Doch die Italiens Formel-1-Fans hatten den musikalischen Misstritt bald vergessen - dank Fernando Alonso.
Der Ferrari-Pilot ging beim Start volles Risiko und äußerst rechts von Startplatz vier aus in Führung. Das Autodromo tobte - ebenso wie Witali Petrow und Nico Rosberg. Beide wurden noch vor der ersten Kurve aus dem Rennen geworfen, weil Vitantonio Liuzzi beim Start die Kontrolle über seinen HRT-Boliden verloren hatte und unkontrolliert in das Feld hinein rutschte. Das Safety-Car übernahm kurz die Spitze, danach blieb das Rennen weiter turbulent.
Besonders die fünfte Runde hatte es in sich: Zunächst zerstörte Mark Webber bei einer Kollision mit Felipe Massa seinen Frontflügel und musste aufgeben - für Red Bull der erste Ausfall der Saison. Sekunden später besserte sich die Laune bei den Verantwortlichen des austro-englischen Rennstalls aber wieder: Sebastian Vettel zog mit einem spektakulären Manöver in der Roggia-Schikane am Führenden Alonso vorbei. Der Weltmeister drehte eine schnellste Runde nach der anderen und ward nicht mehr gesehen. Vettel, der hier 2008 für Toro Rosso seinen ersten Sieg gefeiert hatte, versöhnte Red Bull mit der Problemstrecke Monza. Endlich konnte auch das große „Bruderteam" den historischen Grand Prix gewinnen. Zudem darf sich Vettel über 112 Punkte Vorsprung in der WM freuen. Im Optimalfall kann der Deutsche in zwei Wochen in Singapur die Titelverteidigung feiern.
Heißes Duell hinter der Spitze
Dahinter ärgerte Monza-Rekordsieger Michael Schumacher die beiden McLaren gewaltig. Der Deutsche war beim Start an Lewis Hamilton und Jenson Button vorbei geprescht und hielt sich seine Verfolger mit Geschick vom Leib - und einer Prise Unsportlichkeit: Bei 300 km/h drängte „Schumi" Hamilton in die Wiese, diese Gelegenheit nutzte Button, um am fünffachen Monza-Sieger vorbeizuziehen. Am Ende fing Button sogar noch Alonso ab und wurde Zweiter. Der Spanier wurde von seinen Fans mit einer riesigen Ferrari-Fahne getröstet.
Doch Hamilton musste bis zur 27. Runde warten, ehe er Schumacher überholen konnte. Der Deutsche hatte bis dahin sein Auto derart beansprucht, dass Rauch aus dem Mercedes aufstieg und sogar Teamchef Ross Brawn seinen Piloten per Funk aufforderte, Hamilton beim Spurwechsel mehr Platz zu lassen.
Mit dem zweiten fünften Platz in Folge durfte sich „Schumi" aber ebenso wie Bruno Senna als Gewinner fühlen: Der Brasilianer holte als Neunter die erste WM-Punkte seiner Karriere.
("Die Presse", Printausgabe vom 12. September 2011)