Gesucht wird mehr als Lebensqualität

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Der Blick auf Wien zeigt eine attraktive Stadt – doch um internationale Unternehmen anzusiedeln, könnte noch so manches getan werden.

Der Wettbewerb der Städte wird immer härter und Wien – so hoch die Lebensqualität der Stadt auch gepriesen wird – kann sich dieser Entwicklung nicht entziehen. Die Stadt bringt ausreichend Potenzial mit und stellt in mancher Hinsicht andere Städte in den Schatten. Aber leider werden Faktoren wie Lebensqualität oder soziale Rahmenbedingungen von Unternehmen bei ihrer Standortwahl nur als untergeordnet gesehen.

Welche Faktoren entscheiden?

Fünf Punkte werden für internationale Konzerne als wirklich entscheidend gewichtet: steuerliche Anreize, politische Stabilität im Land, optimale Infrastruktur und Erreichbarkeit, Ausbildung der Mitarbeiter und die Gehaltsstrukturen. Bei einigen Aspekten steht Wien nicht so schlecht da. Denn Stabilität und Infrastruktur sind Punkte, die sich für andere Städte nicht einfach mit einem Gesetzesbeschluss umsetzen lassen. „Daher ist es wichtig, Vorhandenes zu schätzen“, erklärt Sabine Baumgart von der technischen Universität in Dortmund.

Gemeinsamer Wille

Sie war Teilnehmerin an einer Podiumsdiskussion, die von Tecno- Office-Consult-Geschäftsführer Ewald Stückler Mitte September organisiert wurde. Vor Ort wurde das Thema Standortpolitik in der Bundeshauptstadt thematisiert. „Der gemeinsame Wille steht im Vordergrund, Wien noch stärker und wettbewerbsfähiger zu machen“, so Stückler, der neben der Vizebürgermeisterin von Wien, Maria Vassilakou, auch den Generaldirektor der PORR, Karl Heinz Strauss, oder den ÖGNI-Präsidenten Philip Kaufmann auf die Bühne brachte.

Prinzipiell passen in Wien sehr viele Faktoren, oder wie es Georg Spiegelfeld von Spiegelfeld international ausdrückt: „Das Angebot in der Bundeshauptstadt ist gut“, aber es mangle an ein paar Rahmenbedingungen.

Der Erfolg als Standort hänge auch davon ab, „ob wir Österreicher es schaffen, unser Land gut zu verkaufen“, so Spiegelfeld: „Aber dazu ist viel Kreativität, Mut und Einsatz notwendig.“ Schließlich gehe es nicht nur um gute Projekte, die an einem stabilen Standort errichtet werden, sondern um das Gesamtpaket, das die Stadt internationalen Mietern anzubieten hat. Dazu gehört für Spiegelfeld zum Beispiel das Steuersystem. Eine Flattax ist für ihn unter anderem „eine der wesentlichen Voraussetzungen, um Unternehmen nach Wien zu holen, aber auch niedrige Lohnnebenkosten wären ein Anreiz.“

Ein klassisches Beispiel für eine gelungene Standortinitiative befindet sich für Stückler in Hamburg. Die Hafen City wurde als „Masterplan“ entwickelt und umgesetzt, „unsere ,Waterfront‘ in Wien besteht dagegen aus lauter Einzelkämpfern, die sich mit ihren Visionen auch einzeln durch den Behördendschungel kämpfen müssen“, vergleicht Stückler die beiden Städte. „Ich ziehe meinen Hut vor jedem Investor, der sich dieser finanziellen und auch zeitlichen Herausforderung stellt.“ Was in Wien vonnöten wäre, ist ein klares Stadtprofil, um für Konzerne attraktiv zu bleiben, respektive interessanter zu werden.

Bitte ins Rampenlicht!

Für Stückler hat Wien einige Pluspunkte, die es letztendlich auch gilt, ins internationale Rampenlicht zu rücken: Die Stadt weist viele Green Buildings auf, bietet attraktive Förderungen und Standortpakete „wie zum Beispiel bei der OPEC, um Konzerne zu halten, respektive nach Wien zu bekommen.“

Wichtig sei auch, die Clusterbildung zwischen den Nachbarstädten zu fördern. Ein wesentlicher Schritt ist hier auch die multilaterale Partnerschaft „Centrope“, die die Regionen von vier Ländern – Teile von Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Österreich – auf wirtschaftspolitischer Basis miteinander verbindet.

In Standortfragen nicht zu vergessen ist der Wiener Flughafen in Schwechat. Rund 175 Destinationen weltweit, davon fast 50 in Osteuropa, machen den Airport zu einem Dreh- und Angelpunkt für Geschäfte in der ganzen Welt.

Mangel an Flächen

Auch der Flughafen Wien hat sich weiterentwickelt und ist für internationale Geschäfte wichtig. Einziger Wermutstropfen: „In den nächsten Jahren werden kaum Büroflächen am Flughafen erhältlich sein“, erklärt Werner Hackenberg, Leiter Immobilien und Center Management. „Kurz- und mittelfristig werden keine neuen Büroflächen am Airport fertiggestellt.“ Das einzige Angebot sind die Flächen im „Office Park 3“, der derzeit generalsaniert wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2011)

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