Ben Becker erzählt sein Leben: Einmal Punk, immer Punk

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Ben Becker gibt in seinem Buch „Na und, ich tanze“ tiefe Einblicke in sein Leben als Punk, Rebell, Schauspieler und sensibler Mensch. Eigentlich wollte der 46-Jährige nur ein paar Passagen seines Lebens erzählen.

Für ihn ist es keine Autobiografie, für den Rest der Welt wahrscheinlich schon. Allein diese Diskrepanz ist schon ein kleiner Vorgeschmack auf das heute, Dienstag, erscheinende Buch „Na und, ich tanze“. Ben Becker gibt darin auf knapp 500 Seiten tiefe Einblicke in sein Leben. Eigentlich wollte das 46-jährige Enfant terrible nur ein paar Passagen seines Lebens erzählen. Der Journalist und Autor Fred Sellin sollte ihn dabei unterstützen.
Die beiden Herren einigten sich aber nach unzähligen gemeinsamen Gesprächen und durchzechten Nächten darauf, dass man diese Episoden eines turbulenten Lebens nur dann wirklich versteht, wenn auch das Drumherum erklärt wird. Und deshalb wird in dem Buch, das Becker eine „Collage“ nennt, das ganze Drumherum mit schonungsloser Offenheit und Ehrlichkeit erzählt. Es erzählt davon, wie es ist, mit zwei Vätern – Rolf Becker und Ziehvater Otto Sanders – aufzuwachsen, wie es sich für einen Achtjährigen anfühlt, wenn die eigene Mutter die Koffer packt, wie ein 13-Jährige das nächtliche Berlin der späten 1970er-Jahre erlebt hat oder über den Schmerz, den man empfindet, wenn die große Liebe stirbt.

Alles, nur nicht bürgerlich

Ein Aspekt taucht dabei immer wieder auf, und wird insofern verständlich, wenn man einen Blick auf die Kindheit und Jugend des Multitalents wirft: die Unmöglichkeit – und Unlust – ein bürgerliches Leben zu führen. Das, was für viele Menschen erstrebenswert ist – etwa das sonntägliche, gemeinsam Frühstück im Einfamilienhaus – löst bei Becker eher Unbehagen aus. Deutlich wird das etwa in dem Kapitel, in dem er die ersten Jahre nach der Geburt seiner Tochter Lilith schildert.
„Nachdem Lilith geboren worden war, lebten wir zusammen wie eine richtige Familie – Anne, ich und unser Baby“, schreibt er. Geklappt hat das aber nicht, immerhin hat Becker nach wie vor seinen Rhythmus beibehalten – inklusive nächtlicher Besuche der Musiker von Rammstein. Seine Lebensgefährtin Anne Seidel hatte andere Vorstellungen vom Familienleben. Heute leben sie in getrennten Wohnungen – als Nachbarn. Und sind nach wie vor ein Paar. „Mit mir zusammen zu sein, ist wahrscheinlich so ähnlich wie eine Fahrt mit einer Achterbahn, nur länger – ziemlich rasant, man steht schon mal Kopf, und ganz ungefährlich ist es anscheinend auch nicht“, schreibt Becker, der den Schlachtruf „Für immer Punk“ verinnerlicht zu haben scheint.
„Schuld“ daran ist übrigens seine Mutter. Sie war es, die ihm aus London seine erste Punk-Platte (The Damned) mitbrachte. „Ich befand mich auf der Suche – nach einem Platz, wo ich hingehörte, im Grunde aber vor allem nach mir selbst“, schreibt Becker über seinen Wandel vom Abba-Fan zum Punk. Diese Suche dürfte für den Schauspieler, Kinderbuchautor und Sänger der Band „Zero Tolerance“ Teil des Lebens sein.

Liebesnacht mit Liz Hurley

Nicht nur seiner Sozialisierung als Teenager widmet Becker ein Kapitel, sondern auch seiner ersten großen Liebe, dem Theater, Drogen, Udo Lindenberg oder einer Liebesnacht mit Liz Hurley. Becker spart dabei nicht mit Details und lässt den Leser wissen, dass dabei im Hintergrund ein Oasis-Song mit der Textzeile „How does it feel, when you're inside me?“ lief.
Und er gibt Einblicke in eine Gefühlswelt, die offenbart, dass hinter diesem Enfant terrible ein sensibler, emotionaler Mensch steckt, dem auch einmal die Knie zittern und der keine Scheu davor hat, ein paar Tränen zu vergießen – wenn auch nicht für Liz Hurley, sondern für seine Oma Mannke.
Es wäre übrigens nicht Ben Becker, wenn er nicht selbst das Inhaltsverzeichnis auf den Kopf stellen würde. Das erste Kapitel nennt sich – in Anspielung auf seine Rolle bei den Salzburger Festspielen – „Der Tod“. Am Ende des Buches steht aber immerhin  „Das Leben“.

Auf einen Blick

„Na und, ich lebe“ heißt das neue Buch von Ben Becker (Droemer Verlag), das heute, Dienstag, erscheint. Becker (46) fühlt sich für den Begriff Autobiografie zu jung, und spricht lieber von einer „Collage“. Am 11. 10. (16 Uhr) lädt die Buchhandlung Frick zur Signierstunde, am 16. 10. (20 Uhr) liest Becker im Stadttheater Walfischgasse.

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