Ein „Kreuz & Quer“ über den Gehorsam in der katholischen Kirche: besonnen und ehrlich.
Es sind oft die leisen Filme, die den stärksten Eindruck hinterlassen. So einen hat Julia Wallnöfer gemacht – einen ruhigen, unaufgeregten und gerade deshalb besonders wertvollen Beitrag zur Diskussion über den „Aufruf zum Ungehorsam“ der Pfarrer-Initiative in der katholischen Kirche (4.10., 22.30h, in „Kreuz & Quer“, ORF2).
Besonnen und ehrlich reflektieren der Pfarrer von Schwechat, ein verheirateter Kaplan, der Abt des Benediktinerstifts St.Lamprecht, ein Priesterseminarist und die Pastoralamtsleiterin der Erzdiözese Wien, wie sie mit dem geforderten Gehorsam umgehen und wann sie finden, dass Ungehorsam geboten ist.
Es ist ein wohltuender Beitrag zur Debatte, die hier ohne die obersten kirchlichen Autoritäten, aber auch ohne deren schärfsten Kritiker geführt wird – auf der Ebene des mittleren Managements, wenn man so will, also von Leuten, die täglich zwischen den Gläubigen und dem System stehen, in beide Richtungen loyal sind und ihr Tun ständig hinterfragen (müssen). Die halten nichts von „im Gleichschritt marsch!“, sprechen von einer „legitimen Bandbreite“ der Meinungen, sind Theologin und Feministin in einem, und weigern sich, die Kommunion zu verweigern, weil ein Sakrament keine „Belohnung für gehorsames Leben“ sein soll.
Wallnöfer hat sich mutige Gesprächspartner gesucht, die zu dem stehen, was sie denken und tun, und die doch das Versöhnliche vor das Trennende stellen. Hier menschelt es auf höchstem Niveau.
E-Mails an: isabella.leitenmueller-wallnoefer@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2011)