Porträt: Marcel Koller - der Anti-Constantini

Marcel Koller
Marcel Koller(c) REUTERS (Lisi Niesner)
  • Drucken

Der Schweizer gilt als ruhiger, manchmal unnahbarer Trainer mit großen analytischen Fähigkeiten.

Deutlicher hätte ÖFB-Präsident Leo Windtner den Bruch mit der Ära Dietmar Constantini nicht vollziehen können. Mit Marcel Koller bekommt die österreichische Fußball-Nationalmannschaft einen Teamchef, der in jeglicher Hinsicht als Antithese zum Tiroler gilt und nun das bewerkstelligen soll, was zuletzt vor 13 Jahren gelang - die sportliche Qualifikation für eine Endrunde.

Nach dem Ski-Lehrer-Schmäh setzt der ÖFB ab sofort auf Schweizer Nüchternheit. War Constantini nur selten um einen lockeren Spruch verlegen, übernimmt nun ein Mann das Ruder, der das genaue Gegenteil eines Showman darstellt. Koller hat den Ruf eines ruhigen, besonnenen, manchmal auch unnahbaren Trainers mit einem Graue-Maus-Image.

Seine zurückhaltende Art soll maßgeblich zur Entlassung beim schillernden 1. FC Köln im Juni 2004 beigetragen haben, brachte ihm aber anschließend beim VfL Bochum wie schon zuvor beim FC Wil, FC St. Gallen und Grasshoppers Zürich Erfolg. Mit dem Ruhrpott-Verein schaffte der 50-Jährige, der als Coach mit St. Gallen (2000) und Grasshoppers (2003) Meister wurde, 2006 den Aufstieg in die höchste deutsche Liga.

Drei Spielzeiten hielten sich die Bochumer mit Koller und ab Sommer 2008 auch mit ÖFB-Teamspieler Christian Fuchs in der Bundesliga. Nach einem missglückten Saisonstart mit nur vier Punkten aus den ersten sechs Partien musste der Schweizer am 20. September 2009 seinen Sessel räumen und arbeitete danach nicht mehr als Trainer - bis ihn der Ruf von Windtner ereilte.

Der ÖFB-Boss setzt auf die Teamfähigkeit des 55-fachen Schweizer Internationalen (3 Tore), der künftig eng mit Sportdirektor Willi Ruttensteiner in vom Oberösterreicher vorgegebenen Rahmenbedingungen zusammenarbeiten wird, und er setzt auf Kollers analytische Fähigkeiten. Der neue Teamchef wird nämlich nicht nur in der Schweiz als akribischer Arbeiter und Experte für Spielsysteme gesehen. Constantini hingegen nahm es mit der taktischen Vorbereitung vor Länderspielen oft nicht so genau.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Marcel Koller
Fußball

Teamchef Koller kontert Kritik von Jara und Prohaska

"Da ist sicher auch Enttäuschung mit dabei" meinte der Schweizer zu Kurt Jara. Der hatte gemeint, er wäre eine bessere Wahl gewesen. Auch gegen die Kritik von Prohaska setzte sich Koller zur Wehr.
Marcel Koller
Fußball

"I werd narrisch": Medien empfangen Koller kritisch

Die "Tiroler Tageszeitung" sieht in der Bestellung des Schweizers "ein schweres Foul am rot-weiß-roten Fußball". Auch sonst gibt es Skepsis.
Osterreichs neuer Teamchef: Marcel Koller
Fußball

Neuer ÖFB-Teamchef: "Dort sein, wo die Musik spielt"

Der Schweizer Marcel Koller will als neuer Teamchef Österreich zur WM 2014 in Brasilien führen. Er möchte leidenschaftlichen Fußball sehen, das Publikum begeistern.
Kommentare

Endlich kein alter Haberer

Marcel Koller ist im österreichischen Fußball niemandem einen Gefallen schuldig. Allein das spricht für ihn als neuen Teamchef.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.