Grüne Städte – Wien hinkt im internationalen Vergleich hinterher

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Symbolbild(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Ob Wiederbewaldungsprojekt in Mailand oder eingigantischer Low-Tech-Komplex im japanischen Fukuoka: Was in Wien noch in den Kinderschuhen steckt, gehört in anderen Metropolen schon seit vielen Jahren zum Alltag.

Wien/Kb. Ökologischer Stadtbau und urbane Landwirtschaft haben sich zum weltweiten Trend entwickelt. Ob aus wirtschaftlicher Notwendigkeit, aus Sorge um die Gesundheit und der Umwelt oder aus Ansprüchen an die Lebensqualität – quer über den Globus gibt es zahlreiche Beispiele für so genannte „Vertical-Green“-Projekte.

•Kulturzentrum Acros, Fukuoka. Das 1995 errichtete Kulturzentrum in der japanischen Stadt Fukuoka gilt als Paradebeispiel und Vorbild für weitere Grünprojekte inmitten großer Städte. Auf der Anlage, in der ein Symphonie- und Kongresszentrum sowie Galerien untergebracht sind, wachsen fast 40.000 Bäume und Hängepflanzen auf einer öffentlich zugänglichen Fassade. Regelmäßiger Niederschlag macht eine Bewässerungsanlage unnötig. Der Pflanzenmantel des Komplexes reduziert hohe Außentemperaturen deutlich – im Gebäude wird es daher nie so heiß wie draußen, sodass nur eine minimale Klimatisierung notwendig ist.

•Bosco Verticale in Mailand. Das derzeit in Planung befindliche Bosco Verticale ist ein Wiederbewaldungsprojekt in Mailand, das die Revitalisierung eines Stadtteils zum Ziel hat. Das Herzstück des Komplexes sind zwei Wohntürme mit 24 bzw. 17 Stockwerken mit Terrassen, auf denen 900 Bäume und Sträucher wachsen sollen. Sie sollen sämtlichen CO2-Ausstoß wieder aufbereiten. Zudem sind die Baumgruppen als akustische Ruheinseln gedacht, um vor dem Verkehrslärm zu schützen. Kritiker aber warnen davor, dass Bäume nur dann langfristig gesund bleiben können, wenn sie tief verwurzelt sind – was auf Terrassen unmöglich ist. Dennoch gilt das Bosco Verticale als ambitioniertes Projekt mit Zukunft.

•Eden Bio in Paris. Für das Eden-Bio-Projekt in Paris wurden vor zwei Jahren 100 Sozialwohnungen und 52 Parkplätze durch vertikale, begrünte Fassaden verdeckt, die für mehr Grünflächen im grauen Stadtbild sorgen sollen. Trotz der teuren biologischen Erde braucht es aber zwischen drei und fünf Jahren, bis die Pflanzen so weit gewachsen sind, dass ein Gesamtkonzept erkennbar ist. Die Pflanzen setzen sich aus einer Mischung aus insektenvertreibenden, düngenden und winterfesten Gewächsen zusammen. Das System ist selbstregulierend und selbsterhaltend. Bis jetzt präsentierte sich die Straße jedoch als karge Winterlandschaft mit kahlen Ästen und Stämmen. Experten kritisieren, dass der Komplex zwar eine grüne Fassade, aber eine traditionelle Form aufweise. Darüber hinaus könne das dschungelähnliche Aussehen der Wohnhäuser viele dunkle Ecken erzeugen, die nicht gerade zum Sicherheitsgefühl der Bewohner beitragen würden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2011)

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