Libyen: Gaddafi wurde in der Wüste beerdigt

File photo of Libyan leader Muammar Gaddafi looking on as Italys Prime Minister Silvio Berlusconi gis Prime Minister Silvio Berlusconi gi
File photo of Libyan leader Muammar Gaddafi looking on as Italys Prime Minister Silvio Berlusconi gis Prime Minister Silvio Berlusconi gi(c) REUTERS (Max Bogodvid)
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Libyens Langzeit-Diktator bekam offenbar ein "einfaches Begräbnis" an einem "geheimen Ort" in der Wüste. Zuvor war seine Leiche tagelang in einem Kühlraum ausgestellt worden.

Der in der Vorwoche getötete libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi und sein Sohn Motassim sind nach Angaben des Militärrats in der Nacht zum Dienstag beigesetzt worden. Gaddafi wurde an einem "geheimen Ort" beerdigt, sagte ein Vertreter des Militärrats.

Der Diktator soll einem Bericht des Senders Al-Jazeera zufolge bei Morgengrauen in der Wüste begraben worden sein. Die Übergangsregierung hatte zuvor erklärt, es sei ein "einfaches Begräbnis" in Anwesenheit muslimischer Geistlicher geplant. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP wurde auch Gaddafis Verteidigungsminister Abu Bakr Younis al-Jabr gemeinsam mit dem Diktator und seinem Sohn beigesetzt.

Gaddafi war am vergangenen Donnerstag in seiner Geburtsstadt Sirte gefangengenommen und anschließend getötet worden. Sein Leichnam wurde danach tagelang in einem Kühlraum in Misrata zur Schau gestellt. Ob er bei Gefechten starb oder gezielt von Truppen der Übergangsregierung umgebracht wurde, ist noch unklar. Der Gaddafi-Sohn Motassim sowie der frühere Verteidigungsminister starben ebenfalls am Donnerstag in Sirte.

Ein weiterer Sohn von Gaddafi, Saif al-Islam, bereitet offenbar seine Flucht vor. Der 39-Jährige, der auch in Österreich studiert hatte, befinde sich an der Grenze zu Niger und Algerien und wolle mit Hilfe eines gefälschten Passes das Land verlassen, hieß es von Vertretern des libyschen Übergangsrates.

"Hätte ihn lieber vor Gericht gesehen"

Die libysche Führung hatte zuvor ihr Bedauern über den Tod Gaddafis zum Ausdruck gebracht. Er hätte Gaddafi lieber vor Gericht gesehen, so der Chef der Übergangsregierung, Mahmoud Jibril. Die UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay und Menschenrechtsorganisationen hatten eine Untersuchung der Todesumstände Gaddafis gefordert. Von Vertretern Russlands war auch eine angebliche Beteiligung der Nato an der Tötung Gaddafis kritisiert worden, die es zu untersuchen gelte. Vertreter der Nato hatten nach der Tötung Gaddafis erklärt, dass der militärische Auftrag des Bündnisses in Libyen erfüllt sei.

Ein Obduktionsbericht von Gaddafi soll nach Angaben des untersuchenden Arztes Othman al-Sentani erst in einigen Tagen veröffentlicht werden. Bisher könne er lediglich bestätigen, dass Gaddafi durch Schussverletzungen getötet worden sei, sagte der Mediziner. Zur Bekanntgabe weiterer Details brauche er die Zustimmung seines Vorgesetzten, des Generalstaatsanwalts. Nach Angaben des Arztes habe es sich um eine Autopsie nach internationalen wissenschaftlichen Standards gehandelt.

(Ag. )

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