Kanzlerpartei vermutet Polit-Konkurrenz hinter falschen Facebook-Fans - und will diese rasch loswerden. Kanzler-Web-Team steht unter Druck seit publik wurde, dass Teil der Facebook-Fans nicht echt sein dürfte.
Wien. Am Montag holte das „team bundeskanzler“ auf der Facebook-Seite des Kanzlers zum Befreiungsschlag aus: „Dankenswerterweise wird diese Seite gerade von einer Fan-Invasion heimgesucht. Leider handelt es sich dabei offenbar um gekaufte Fans, die uns irgendjemand unaufgefordert spendiert hat. Inzwischen gibt es ja jede Menge Firmen, die solche Fake-Fans besorgen. Wir bemühen uns, die Leute so rasch wie möglich wieder loszuwerden“,postete da das Web-Team Werner Faymanns (SPÖ). Und erntete umgehend Kritik: „Lächerliche Ausrede“, so kommentierte das etwa User Fretz K., und Userin Simone H. meinte: „Ihr seid so schlecht. Wollt ihr nicht aufgeben?“
Fest steht: Das Web-Team des Kanzlers um Angelika Feigl steht unter gewaltigem Druck seit publik wurde, dass ein Teil der 5300 Facebook-Fans des Kanzlers nicht echt sein dürfte: Profile – samt Jubel-Postings – seien schlicht erfunden worden, so der Vorwurf; man habe wohl den Facebook-Auftritt Faymanns etwas „aufpolieren“ wollen.
Jetzt tobt in der SPÖ dem Vernehmen nach „Krieg“, wer denn für das Fake-Debakel verantwortlich sei: etwa wohlmeinende Leute aus den eigenen Reihen? SPÖ-Sprecher Oliver Wagner wehrt ab: Die SPÖ müsste „ziemlich dumm sein, wenn man das selbst anlegt“, sagte er zur „Presse“. „Weil man ja auch weiß, dass man irgendwann auffliegt.“ Vielmehr habe er die Polit-Konkurrenz im Verdacht.
Dass Parteizentralen immer wieder Mitarbeiter darauf ansetzen, ihren Online-Auftritt – und den ihrer Gegner – durch einseitige Postings zu lenken, wird unterdessen von mehreren Seiten bestätigt. Das „team bundeskanzler“ verlinkte in seinem Eintrag gar zu einem Angebot auf ebay.at: „100.000 Facebook-Fans um 1995,00 Euro“. Der Kanzler und seine Partei würden derlei aber natürlich ablehnen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2011)