Mehr Rechte für Lehrer und Kürzung der Familienbeihilfe für unkooperative Eltern? Unterrichtsministerin Schmied erteilt den Forderungen von Lehrergewerkschafter Kimberger eine klare Absage.
Auch Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) hat nun den Wünschen der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft nach ausgeweiteten Disziplinierungsmaßnahmen für Problemschüler und deren Eltern eine Absage erteilt. Ideen für Sanktionen bis hin zur Streichung der Familienbeihilfe seien für sie "unerträglich", sagte sie am Rande des Ministerrats am Dienstag.
Sie lehnte es ab, "in diese Richtung überhaupt zu argumentieren". In der Schule zähle die Zusammenarbeit zwischen Schülern, Lehrern und Eltern. "Wir brauchen einen gemeinsamen Schulterschluss. Es hat überhaupt keinen Sinn, einander gegenseitig auszuspielen."
Diese Reaktion folgt auf den Vorstoß des obersten Pflichtschulgewerkschafters Paul Kimberger: Er forderte am Montag erneut mehr Durchgriffsrechte für Lehrer und Verwaltungsstrafen für Eltern, die nicht kooperieren. Für Aufregung sorgte er mit der Idee, kooperationsunwilligen Eltern die Familienbeihilfe einzufrieren - ein Vorschlag, den die Elternvertreter allerdings sogleich abblockten.
Amon unterstützt Forderungen
Unterstützung für Kimbergers Forderungen kommt hingegen von ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon: Die Politik wäre gut beraten, einen solchen Hilferuf aus der Praxis ernst zu nehmen, erklärt er in einer Aussendung. Daher sollten die Vorschläge geprüft und offen diskutiert werden.
"Die Ermöglichung neuer Maßnahmen ist eine Angelegenheit eines schulpartnerschaftlichen Miteinanders von Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern", so Amon weiter. Er schlägt insofern Schulpartnergespräche unter dem Vorsitz von Unterrichtsministerin Schmied vor.
Mehr Rechte für den Staat?
Laut einer Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft spricht sich jeder zweite Österreicher (51 Prozent) für ein stärkeres Eingreifen des Staates bei der Bildung von Kindern und Jugendlichen aus - vor allem, wenn die Eltern sie nicht unterstützen können oder wollen. Ein Viertel der Befragten ist auch dafür, dass der Staat Defizite in Erziehungsfragen ausgleichen sollte.
Eine knappe Mehrheit (53 Prozent) ist hingegen der Meinung, dass Erziehung überwiegend Aufgabe der Eltern sein sollte. 25 Prozent sehen auch in Bildungsfragen die Hauptverantwortung beim Elternhaus. Jeder Fünfte ist sowohl bei der Bildung als auch der Erziehung mit der derzeitigen Aufgabenverteilung zwischen Schule und Eltern zufrieden. Für die Umfrage befragte die Studiengesellschaft Anfang des Jahres 392 Personen.
(APA/red)