Kosovo: Österreichischer Soldat außer Lebensgefahr

Kosovo: Österreichischer Soldat in künstlichem Tiefschlaf
Kosovo: Österreichischer Soldat in künstlichem Tiefschlaf(c) AP (Zveki)
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Bei Zusammenstößen mit ortsansässigen Serben wurden insgesamt 23 Soldaten der Kosovo-Schutztruppe KFOR verletzt, darunter elf Österreicher. Einer davon wurde kurzzeitig in künstlichen Tiefschlaf versetzt.

Von einer "dramatisch gefährlichen Situation" im Kosovo sprach Außenminister Michael Spindelegger am Dienstag: Bei Auseinandersetzungen zwischen Kosovo-Serben und der internationalen KFOR-Truppe waren am Vortag 23 Soldaten verletzt worden, darunter elf Österreicher.

Einer der österreichischen Soldaten wurde in künstlichen Tiefschlaf versetzt, ist mittlerweile aber wieder aufgewacht und ansprechbar. Es bestehe keine Lebensgefahr, sagte Verteidigungsminister Norbert Darabos am Dienstag. Der Soldat sowie ein weiterer "mittelschwer" Verletzter sollen am Mittwoch nach Österreich zurückgebracht werden. 

Darabos bezeichnete die Situation sowie die Stimmung unter den Soldaten als "angespannt, aber ruhig". Eine derartige Eskalation sei nicht alltäglich, aber die Soldaten seien darauf gut vorbereitet und auch gut ausgerüstet. Das Kontingent in der Krisenregion im Norden des Kosovo, wo Österreich derzeit mit 150 Soldaten vertreten ist, werde am Mittwoch mit 120 Mann verstärkt.

Molotow-Cocktails gegen Soldaten

Die KFOR hatte am Montag eine von Kosovo-Serben errichtete Straßensperre in dem Dorf Jagnjenica geräumt, was zu Zusammenstößen mit ortsansässigen Serben geführt hatte. Die KFOR berichtete, dass die serbischen Demonstranten Sprengkörper und Molotow-Cocktails gegen die Soldaten eingesetzt hätten. Angesichts der Gefährlichkeit der Lage für ihre Soldaten drohte sie mit der Verschärfung ihrer Maßnahmen in der Zukunft: "Bisher hatte die KFOR nur Pfefferspray, Tränengas, Gummigeschoße und Wasserwerfer eingesetzt. In lebensbedrohlichen Situationen wie diesen werden die KFOR-Soldaten jedoch mit allen angemessenen Mitteln antworten", hieß es in der Aussendung.

Die Demonstranten seien "keinesfalls friedliche Demonstranten, sondern gewalttätig und kriminell gewesen". Nach Angaben der serbischen Nachrichtenagentur Tanjug wurden rund 40 Serben bei den Auseinandersetzungen verletzt.

Die UNO-Mission UNMIK forderte am Dienstag alle Seiten auf, auf Gewalt zu verzichten. Der Einsatz von Feuerwaffen gegen die KFOR sei "in allen Umständen inakzeptabel", zitierte die Tanjug UNMIK-Sprecherin Eri Kaneko. Alle Seiten sollten die freie Bewegung der internationalen Truppen wie auch von Personen und Gütern im Nordkosovo sicherstellen. Der UNO-Sicherheitsrat wollte am Dienstag in New York über die Lage im Kosovo beraten. An der Aussprache wollte auch der serbische Außenminister Vuk Jeremic teilnehmen.

Der serbische Kosovo-Unterhändler Borislav Stefanovic betonte, dass der Dialog mit Pristina trotz der Krawalle weitergehe. Am Mittwoch wollte sich Stefanovic mit seiner kosovarischen Verhandlungspartnerin Edita Tahiri treffen, um über eine Lösung des Grenzkonflikts zu sprechen. Pristina will den Nordkosovo über die Herstellung von Grenzkontrollen zu Serbien unter seine Kontrolle bringen, wogegen sich Belgrad und die ortsansässigen Serben wehren.

Hintergrund der jüngsten Krawalle sind die Straßenblockaden von Kosovo-Serben und der Streit um die Kontrolle über zwei Grenzübergänge nach Serbien. Die ethnischen Serben halten seit Mitte September die wichtigsten Verkehrswege unter Blockade, um gegen die Anwesenheit kosovarischer Zöllner an den beiden Grenzübergängen Jarinje und Brnjak im mehrheitlich von Serben bewohnten Nordkosovo zu protestieren.

(APA/Red.)

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