Schmied zu Zentralmatura: Verschiebung kommt nicht in Frage

Zentralmatura Verordnung noch Dezember
Zentralmatura Verordnung noch Dezember(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Unterrichtsministerin Schmied will trotz Kritik von Lehrern, Schülern und Eltern am Zeitplan für die Einführung der Zentralmatura festhalten. Noch im Dezember soll eine Verordnung in Begutachtung geschickt werden.

"Verunsicherung kann man nur mit gezielter Information entgegnen", ist sich Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) sicher. Mit Information in Form einer Verordnung reagiert sie nun auf vermehrte Kritik an der geplanten Zentralmatura vonseiten Eltern-, Schüler- und Lehrervertretern. Noch im Dezember soll diese Verordnung zur standardisierten Reifeprüfung in Begutachtung geschickt werden. Damit will Schmied den Schulpartnern die "langersehnten Haltegriffe" reichen, wie sie Donnerstagabend vor Journalisten betonte.

Eine Verschiebung der Zentralmatura, die an den AHS im Schuljahr 2013/2014 und an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) 2014/2015 erstmals durchgeführt werden soll, stehe jedoch nicht zur Diskussion. "Der Fahrplan steht, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und die Termine werden eingehalten", versicherte Schmied. Dass daran festgehalten und an "dem Gesetz nicht gerüttelt" wird, sei für "alle, die an diesem Projekt beteiligt sind, zentral". Nach Einholung der Stellungnahmen soll die Verordnung Anfang Jänner "veröffentlicht" und die Rechtssicherheit damit "endgültig gewährleistet" sein. Spätestens dann könnten sich Lehrer und Schüler auf die neue Situation einstellen.

"Quantensprung in Richtung Objektivität"

Mit der kompetenzorientierten Reifeprüfung ist Österreich relativ spät dran. "23 der 27 EU-Mitgliedsstaaten haben bereits eine standardisierte Matura in verschiedenen Ausprägungen", so Schmied. Nun werde auch in Österreich ein "Quantensprung in Richtung Objektivierung" hingelegt. Künftig sollen alle Schüler am selben Tag dieselben schriftlichen Klausuren in Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen schreiben. Dabei werden Kompetenzen, also langfristig abrufbare Fertigkeiten, anstelle von kurzfristigem Detailwissen abgeprüft. Mithilfe von drei Säulen aus vorwissenschaftlicher Arbeit (AHS) bzw. Diplomarbeit (BHS) sowie schriftlichen und mündlichen Klausuren werde sowohl Standardisierung als auch individuelle Anpassung ermöglicht.

In den vergangenen Wochen haben die Lehrergewerkschaften mehrfach schleppende Vorbereitungen sowie einen Mangel an Unterrichtsmaterial kritisiert. Gabriele Friedl-Lucyshyn vom für die Erstellung der Maturaaufgaben verantwortlichen Bundesinstitut für Bildungsforschung (bifie) betonte Donnerstagabend jedoch, dass "in allen zentralen Prüfungsfächern" bereits die Konzepte bestehen sowie weitestgehend Beurteilungsverfahren, Testbeispiele und ausreichend Übungsmaterial zur Verfügung stehen. Auch kompetenzorientierte Schulbücher seien - "anders als behauptet" - bereits publiziert und werden laufend ergänzt.

"Natürlich ist das persönliche Engagement des Lehrers bei dieser Vorbereitung unerlässlich", meinte Schmied. Der müsse sich jedoch generell mit seiner verstärkten Rolle als Lernbegleiter vertraut machen, fügte Friedl-Lucyshyn hinzu. Und mit dem Umstand, von nun an "auch selbst überprüfbar zu sein". "Das ist das erste Mal in der Geschichte des österreichischen Bildungswesens, dass ein Blick von außen ins Klassenzimmer geworfen wird", so die Leiterin des Bifie-Zentrums in Wien. "Das löst Ängste aus."

Kein Schulversuch geplant

Ängste, die durch Schulversuche genommen werden könnten und daher von Schulpartnern ähnlich wie bei den Lebenden Fremdsprachen an den AHS auch in Deutsch und Mathematik gefordert werden. Direkt geplant ist das jedoch nicht. Ein Schulversuch im Gegenstand Deutsch an den AHS ist laut Bifie-Direktor Josef Lucyshyn auf Anfrage der APA "noch nicht ausverhandelt" und könnte an BHS parallel zum AHS-Start 2014 durchgeführt werden. Schulversuche Teilkompetenzen in Angewandter Mathematik sowie Lebenden Fremdsprachen sind an BHS ab 2012 geplant.

"Wegen eines möglichen Deutsch-Schulversuchs an den AHS sind wir noch in Verhandlungen mit dem Unterrichtsministerium", meint Friedl-Lucyshyn. Ab September 2012 beginnen die Schulversuche mit teilstandardisierten Klausuren dann auch an 40 Standorten von BHS und Bildungsanstalten der Kindergartenpädagogik (Bakip).

Schmied: Keine Rede von "Versuchskaninchen"

Viel wichtiger als Schulversuche ist laut Unterrichtsministerium sowieso die Begleitung jener AHS-Schüler, die nun in der 6. Klasse sind. "Ich kann nur jedem raten, sich mit dem kompetenzorientierten Testen bereits jetzt vertraut zu machen", so Schmied. Von als "Versuchskaninchen" missbrauchten Schülern, wie von Bundesschulsprecherin Conny Kolmann (ÖVP-nahe Schülerunion) vorgeworfen, könne jedoch keine Rede sein. "Jede einzelne vom Bifie erstellte Aufgabe wurde in der Praxis erprobt."

(APA)

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