Nicht aufregen: Pink macht ganz gelassen

(c) EPA (Wolfgang Langenstrassen)
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»Cool Down Pink« wirkt und kalmiert. Nicht ganz unwichtig auch in Gefängnissen.

Farbe in der Architektur spielt nicht nur eine ästhetische Rolle, sondern auch eine psychologische. Und in manchen Häusern ist dies besonders wichtig: Im Züricher Polizeigefängnis etwa setzt man seit ein paar Jahren schon auf Rosa.

In einer speziellen Einzelzelle sollen sich besonders aggressive Häftlinge beruhigen. Der gesamte Raum ist in Rosa gestrichen, genauer gesagt in „Cool Down Pink“, einem Farbton, der so wirken soll, wie er heißt. Seit etwa vier Jahren wird er in einem Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses Päffikon eingesetzt, mit einem klaren Ziel: „Die Farbe wirkt beruhigend bei Aggression und reduziert gewalttätiges Verhalten. Sie stabilisiert emotional im Sinne einer psychologischen Intervention“, erklärt die Schweizer Farbpsychologin und -designerin Daniela Späth, die sich den Farbton als Marke schützen ließ. Die Rückmeldung des Gefängnisdirektors sei durchwegs positiv, erzählt sie. Verbale und körperliche Angriffe sowie Sachbeschädigungen seien zurückgegangen, und auch die Aufenthaltsdauer in den Zellen sei kürzer geworden.

Effektvoll.

Die Ursache des aggressionshemmenden Effekts liege laut Späth in der physiologischen Wirkung der Farbstrahlung: „Die Wahrnehmung der Farbe senkt nachweislich den Blutdruck. Das ist ein rein körperlicher Effekt, der in Folge unbewusst zu einer psychischen Beruhigung führt. ,Cool Down Pink‘ wirkt, bevor wir es merken.“ Und auffällig sei, dass der Effekt bereits innerhalb von wenigen Minuten eintreten würde. Die Farbe wird in der Schweiz auch bereits vereinzelt in psychiatrischen Kliniken und Spitälern eingesetzt.

Späth ist nicht die Erste, die versucht, die beruhigende Wirkung von Pink zu nützen. Schon in den späten 1970er-Jahren haben sich amerikanische Wissenschaftler mit dem Effekt von Pink beschäftigt. Wissenschaftlich fundierte Nachweise sind jedoch bis heute ausständig. Späth erklärt: „Derzeit laufen einige Evaluationen in verschiedenen Bereichen, und auch Universitäten erforschen die Wirkung der Farbe.“ Die Praxis aber zeige, „dass der gezielte Einsatz von Farbe zu positiven Effekten führt. Und das ohne Nebenwirkungen.“

Ist die Kaugummifarbe am Ende eine Wunderwaffe gegen Aggressivität? „Natürlich ist Pink keine Heile-Welt-Farbe, aber wenn es gezielt und funktional eingesetzt wird, etwa in Sicherheitszonen auf dem Flughafen, in Krankenhäusern oder eben in Gefängnissen, kann es auf das Verhalten der Menschen, die sich dort bewegen, positiv wirken. Dies gilt im Übrigen für alle Farben“, sagt Späth.

Pastell statt Rosa.

Auch in Österreichs Gefängnissen wird auf die Farbgestaltung geachtet. Auf die Idee, Wände in Rosa zu tünchen, kam bislang allerdings noch keine Strafanstalt. „Das Farben in der Gestaltung der Gefängnisse eine wesentliche Rolle spielen, ist bestätigt. Da überlegen wir immer wieder etwas“, erklärt Peter Prechtl, stellvertretender Leiter der Vollzugsdirektion.

Vor allem bei Neubauten oder während Renovierungen würden Farbkonzepte angewendet, erzählt Prechtl. In der Justizanstalt Korneuburg seien die Hafträume im normalen Vollzug etwa hellgrün gestrichen. Doch die Standardwandfarbe in den Zellen ist nach wie vor Weiß. In manchen Anstalten hätten die Häftlinge die Möglichkeit, die Zellen sogar selbst auszumalen, allerdings „eher in hellen Pastellfarben“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2011)

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