Schule braucht Profil, denn Kunden haben hohe Erwartungen

Schule braucht Profil denn
Schule braucht Profil denn(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Guter Unterricht allein ist nicht genug. Schulen müssen ihr Profil schärfen, zusätzliche Angebote schaffen, dürfen dabei aber den einzelnen Schüler als die zentrale Figur nicht vergessen. Eine Herausforderung.

Guter Unterricht allein ist nicht mehr entscheidend für die Profilierung der Schule und damit für die Stellung dieser im Vergleich zu anderen am Schulmarkt. Eine hohe Qualität des Unterrichts wird vorausgesetzt, ein tolles Angebot für das Schulleben finden wir häufig – es ist also nicht mehr das ganz Besondere.

So müssen wir uns als Schule Antworten auf folgende Fragen der Eltern überlegen: Was macht Ihre Schule Besonderes darüber hinaus? Was bekommt mein Kind bei Ihnen, was es nicht woanders auch bekommt? Hohe Erwartungen sind bei den Kunden üblich: Top-Qualität zu einem niedrigen Preis – wie bei „Hofer“. Was zeichnet Ihre Schule aus – welche Schwerpunkte, Werte, Traditionen oder Erziehungsziele? Welches Denken, welche Kultur und welche wichtige Zukunftskompetenz ist Ihnen als Schule wichtig, und was möchten Sie den Schülern mitgeben? Und wie wollen Sie das den SchülerInnen, deren Eltern, Kooperationspartnern und der Öffentlichkeit vermitteln und kommunizieren?

Diese Fragen nach dem eigenen Profil, der Identität nach innen und einem klaren Image nach außen, muss jede Schule für sich selbst klären. Wer sind wir? Wer wollen wir sein? Was ist uns wichtig? Schule profilieren beginnt mit der Schulprogramm-/Leitbildentwicklung und macht Ihre Identität als Schulkultur bewusst. Das schafft Stärke, Orientierung und Sicherheit. Schule profilieren heißt die eigene pädagogische Identität entdecken, entwickeln und erleben! Das ist eine gute Schule – heute und in Zukunft.

Neue Kompetenzen anbieten

Besonders der Bildungsbereich muss sich auf die Anforderungen der Wissensgesellschaft einstellen, um sich neu zu positionieren und verantwortlich für die Zukunft auszubilden. Was müssen wir als Schule an neuen Kompetenzen in unserer Ausbildung anbieten und wie können wir das Angebot professionell profilieren? Die Evangelische Schule am Karlsplatz steht in einer langen innovativen pädagogischen Tradition. Leistungsdifferenzierung und Individualisierung wurden hier schon in den 80er-Jahren eingeführt. In den 90er-Jahren waren wir eine der ersten kooperativen Hauptschulen und heute sind wir eine von zwanzig Wiener Mittelschulen. Weniger SchülerInnen in den Klassen bieten die Möglichkeit zu einem besseren Unterricht. Teamteaching und moderne Kurssysteme ermöglichen optimale Individualisierung und Leistungsförderung. Durch Trainingskurse im Rahmen des Pflichtunterrichts wird teure Nachhilfe entbehrlich. Zusätzlich unterstützen wir unsere SchülerInnen durch gezieltes Methodentraining und Lerncoaching. Ebenso werden Stützkurse sowie Legasthenie- und Dyskalkulie-Training angeboten. Mit einem Wort: Alle Möglichkeiten wie Begabungsförderung und Stützmaßnahmen kommen zum Einsatz.

Das vorläufig letzte Kapitel der Innovationsgeschichte hat mit diesem Schuljahr begonnen: Die Aufbaumittelschule Diakonie, die Aufbaumittelschule mit den Schwerpunkten „Oberstufentraining, kaufmännische und soziale Berufe“ ist ein Konzept einer neunten Schulstufe als Orientierungs- und Vorbereitungsjahr auf die berufliche Ausbildung in einem kaufmännischen bzw. einem sozialen Beruf. Sie ist überdies dazu geeignet, das neunte Pflichtschuljahr zu absolvieren und sich auf die Oberstufe eines Realgymnasiums bzw. eine höhere berufsbildende Schule vorzubereiten.

Entsprechend dem Grundsatz: „Wer sich konzentriert, der wächst, wer sich verzettelt, der schrumpft“, haben wir keine hochtrabenden Schulprojekte, sondern legen unseren Schwerpunkt auf Differenzierung und Individualisierung. Der einzelne Schüler steht im Mittelpunkt unseres Tuns.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2011)

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