Das Image der Lehrer ist (auch) hausgemacht

Image Lehrer auch hausgemacht
Image Lehrer auch hausgemacht(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
  • Drucken

Österreichs Lehrer sind schlecht ausgebildet, faul, überforderte Minderleister, häufig krank und das alles zu Lasten der Schüler. Ein Klischee?

Der Lehrerberuf erlebt derzeit einen Imagewandel“, titelte „Die Zeit“ mit einem Seitenhieb auf die Bankleute, denn „das Image der Investmentbanker erlebt gerade einen Niedergang, das der Lehrer steigt in ungekannte Höhen“. Ähnlich zeigt sich das Bild in Österreich, wir Lehrer feiern imagemäßig ein Comeback. Zumindest in der Selbstwahrnehmung der Lehrenden, die unter dem Bashing, ausgelöst von der eigenen Ministerin, sehr gelitten haben. Im April 2009 bedienten Österreichs Wegwerfmedien Klischees vergangener Tage. Schlecht ausgebildet, faul, überforderte Minderleister, häufig krank – alles zu Lasten der Schüler. Damals verleugneten viele Kollegen ihren Berufsstand, da sie Gefahr liefen, angepöbelt zu werden. Jede ähnlich lautende Aussage weckt Erinnerungen.

Dies gelang der Frau Finanzminister trefflich, als sie klarstellte, Lehrer hätten für ihr Einkommen mehr zu arbeiten. Zudem teilte sie den aktiven und im Ruhestand befindlichen Lehrern weiters mit, dass sie in der Vergangenheit zu wenig geleistet hätten, denn die JunglehrerInnen könnten locker sechs oder sieben Stunden länger in den Klassen arbeiten. Dabei bedient sich die Ministerin eines Bildes, das gemeinsam (mea culpa) über Jahre gemalt wurde. Wir schafften es nicht, den Arbeitseinsatz der Lehrer sichtbar zu machen. Wir schafften es nicht, Leistung und Engagement zu belohnen, aber auch Minderleistung zu bestrafen. Wir Gewerkschafter versuchten es zumindest mit der Arbeits- und Belastungsstudie „LehrerInnen 2000“. Die aufwändige Studie bestätigte, was Pädagogen längst wussten: dass sie nicht weniger Stunden pro Jahr arbeiten als andere öffentlich Bedienstete. Alle bisher veröffentlichten Befragungen zeichnen ein völlig anderes Bild, als das, das Lehrer und auch Medienleute haben.

Lehrer rangieren bei der Bevölkerung imagemäßig unter den angesehensten Berufen, Eltern benoten die Lehrerarbeit mit durchschnittlich 1,8 bis 2,2. Ein wichtiger Indikator für die Fremdsicht ist die Bewerbungsdichte angehender Pädagogen, die aus der Wirtschaft kommen. Berufung hin – Berufung her: Ärzte, Ingenieure oder Meister würden nie in das Berufsfeld Schule wechseln, wenn dessen Image negativ besetzt wäre. Schon gar nicht in Verbindung mit dem Einkommensverlust. Und doch: Immerhin arbeiten derzeit mehr als 15.000 von ihnen in berufsbildenden Schulen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Meinung Bildung

Regelmäßige Auszeiten vom Dahinmeinen

Seit einem Jahr widmet sich „Die Presse“ noch stärker dem Thema Bildung. Ein besonderes Anliegen sind uns die Lehrer. Ob sie wollen oder nicht.
Schule

Fast ein Manifest!

Wir halten ungebildete Leute für Trotteln. Wir halten darüber hinaus die meisten Leute, die sich selbst für gebildet halten, für ungebildet und werden bei so gut wie jedem Gespräch in unserem Urteil bestätigt.
Negativbilanz Volksbegehrens wird wieder
Schule

Die Negativbilanz des Volksbegehrens: Es wird wieder blockiert

Über Ideologie, die Angst vor Veränderung und gefährliche Drohungen. In Österreich ist Bildung, wie in keinem anderen Land, traditionell zutiefst ideologisch besetzt.
Schule

Die Blockadementalität der Gewerkschaft schadet

Woran liegt es, dass Lehrer hier nicht das gleiche Ansehen haben? Ist es die latente Bildungsfeindlichkeit breiter gesellschaftlicher Kreise?
Schule braucht Profil denn
Schule

Schule braucht Profil, denn Kunden haben hohe Erwartungen

Guter Unterricht allein ist nicht genug. Schulen müssen ihr Profil schärfen, zusätzliche Angebote schaffen, dürfen dabei aber den einzelnen Schüler als die zentrale Figur nicht vergessen. Eine Herausforderung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.