Mit Rotlicht Schmerzen bekämpfen

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Entzündungen. Ein von der TU Wien entwickelter medizinischer Tiefenstrahler mindert Entzündungen und Schmerzen. Es gibt auch erste Hinweise, dass offene Wunden damit behandelt werden können.

Das besonders Schöne an dieser Therapie ist, dass sie viele Arten von Schmerzen im Bewegungsapparat lindert und dabei aber keine Nebenwirkungen zeigt“, freut sich Martha Schmid, Unfallchirurgin am Krankenhaus Wiener Neustadt. Die Ärztin spricht vom medizinischen Tiefenstrahler Repuls, einem Gerät, das über kaltes pulsierendes Rotlicht mit einer Wellenlänge von 632 Nanometern Entzündungsmediatoren spaltet. Die Spaltprodukte werden über den Blutkreislauf abtransportiert, die Entzündung klingt ab, die Schmerzen werden gemindert oder verschwinden ganz.

Erfolg auch bei Arthrosen

Schmid über das an der TU Wien entwickelte und in Studien, unter anderem am orthopädischen Spital Speising, getestete Gerät: „Ich habe gute Erfolge sowohl bei Kreuzschmerzen als auch bei Sehnenscheidenentzündungen, Problemen im Schulterbereich, Arthrose oder Bandverletzungen.“ Die Dauer der Anwendung richte sich nach der Dauer des Schmerzes, „von wenigen Tagen bis mehrere Monate.“

Wunden heilen schneller ab

Keinen Monat ist es her, da stand fest, dass Repuls von der Prüf- und Zertifizierstelle für Medizinprodukte an der TU Graz auch für die Behandlung von chronischen Wunden zugelassen wird. Die entsprechende Interventionsstudie bei chronischen, nicht heilenden Wunden hat Wundmanager Dieter Ponweiser geliefert: „Bei allen Probanden, die mit dem Gerät behandelt wurden, sind die Wunden um 38Prozent schneller abgeheilt als bei der Vergleichsgruppe“, erzählt Ponweiser. Die Wunden hätten zwischen einem und acht Jahren bestanden. Der Erfolg beruhe zum Teil darauf, dass das Rotlicht auch die Mikroangiogenese fördere. „Kleinste Blutgefäße sprießen in die Wunde ein und durchbluten sie besser.“ Zudem, so der Wundmanager, würden Keime und damit Infektionsherde reduziert und Entzündungsparameter abgebaut. Das Manko seiner Studie, die kleine Probandenzahl von 20 Personen, solle eine größere Studie mit 80 bis 100 Teilnehmern beseitigen. „Eine solche Untersuchung ist mit der TU Wien geplant.“

Mitunter Operation erspart

Eine beschleunigte Wundheilung hat auch Harald Kiss, Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie in Salzburg, bereits beobachtet. Wiewohl er seine fünf Geräte in erster Linie gegen Beschwerden des Bewegungsapparates einsetzt. „Ich operiere freilich auch sehr viel, aber bevor ich zum Messer greife, versuche ich unblutige Alternativen.“ Immer wieder seien da Repuls-Therapien erfolgreich. Erfolgreich war Kiss auch bei sich selbst: „Zehn Monate habe ich gegen meinen Tennis-Ellbogen alles Mögliche unternommen, von Ultraschall bis zur extrakorporalen Stoßwellentherapie, nichts hat geholfen. Seit der Lichttherapie bin ich schmerzfrei.“

Studie bei Schuppenflechte

Ähnliches erzählt Christian Gäbler, Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie in Wien, der sehr viele Sportler behandelt und besonders gute Erfolge bei Achillessehnen-Entzündungen beobachtet hat. Auch an sich selbst: „Ich litt fünf Jahre unter einer Achillessehnen-Entzündung. Ich habe alles probiert, nichts hat geholfen, seit der Repuls-Therapie laufe ich wieder.“ Freilich, so der Dozent, ein Wundermittel sei auch dieses Lichtgerät nicht, aber bei akuten Entzündungen hätte er eine Erfolgsrate von 80 bis 90 Prozent. „Bei chronischen Entzündungen sinkt die Rate auf etwa 50 Prozent.“ Beim letzten Wiener City Marathon (Gäbler ist da medizinischer Direktor) hätte er Läufer mit Schmerzproblemen mit Repuls behandelt, „etlichen konnten wir helfen“.

Ob Repuls auch bei Psoriasis hilft, soll eine laufende placebokontrollierte Studie in Deutschland herausfinden. Ebendort läuft auch eine Untersuchung bei fünf Zahnärzten: Man will herausfinden, ob nach dem Ziehen von zwei Weisheitszähnen der Strahler genauso schmerzsenkend wirkt wie Tabletten oder Infusionen.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.repuls.at

www.ms-doc.at

www.sportordination.com

www.orthomedplus.at

Auf einen Blick

Gegen viele Arten von Schmerz ist der medizinische Tiefenstrahler Repuls einsetzbar: Kaltes pulsierendes Rotlicht spaltet Entzündungsmediatoren – die Spaltprodukte werden über den Blutkreislauf abtransportiert – Entzündung und Schmerzen klingen ab.

Die Therapie dauert je nach Art des Schmerzes wenige Tage bis mehrere Monate.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2011)

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