Vorbild Australien: Wer genügend verdient, muss zurückzahlen

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SPÖ-Chef Werner Faymann will das australische Uni-Modell diskutieren. Die Universitäten legen dort Studiengebühren je nach Fach autonom fest. Der Staat übernimmt für die Mehrheit vorerst die Studiengebühren.

Wien/J.n. Die Entscheidung zwischen einem geisteswissenschaftlichen und einem technischen Studium ist nicht überall nur eine Frage des Interesses. In Australien spielt dabei auch das Geld eine Rolle. Denn: Die Studiengebühren variieren dort je nach Fach und Universität. SPÖ-Chef Werner Faymann sieht das australische Modell in der derzeitigen Debatte um die Wiedereinführung von Studiengebühren dennoch als Vorbild.

Denn im Gegensatz zu anderen Ländern werden die Studenten in Australien nicht sofort zur Kasse gebeten. Der Staat übernimmt für die Mehrheit vorerst die Uni-Kosten. Zurückgezahlt werden muss das Geld erst, wenn die Absolventen mehr als 32.400 Euro pro Jahr verdienen. Dann gilt das Prinzip: Je höher das Einkommen, desto höher die jährlichen Rückzahlungen. Die Raten bewegen sich dabei zwischen vier und acht Prozent und sind quasi ein Aufschlag auf die Einkommensteuer. Zinsen fallen keine an, an die Inflationsrate werden die Rückzahlungen aber sehr wohl angepasst.

Für finanziell besser gestellte Studierende gibt es dennoch Vorteile. Wer keinen Kredit aufnimmt, sondern sofort zahlt, dem wird bis zu ein Viertel der Gebühren erlassen. Außerdem können Unis bis zu 25 Prozent der Plätze für die „Sofortzahler“ reservieren.

Das von der SPÖ als Vorbild genommene australische Modell – das dort übrigens von Sozialdemokraten eingeführt wurde – ähnelt bei genauer Betrachtung den ÖVP-Vorschlägen. So können die Unis autonom über die Höhe der Gebühren entscheiden. Festgelegt ist nur eine Obergrenze. Auch der von Vizekanzler Michael Spindelegger eingebrachte Vorschlag, Gebühren je nach Studienfach unterschiedlich festzulegen, ist in Australien bereits Realität. Je nach Fach bewegen sich die Gebühren zwischen 3100 und 6400 Euro pro Semester. Besonders teuer sind technische sowie medizinische Studien.

Ausländische Studenten als Geldquelle

Für das Gros der eingenommenen Uni-Gebühren zeichnen aber nicht die Australier selbst verantwortlich, sondern die ausländischen Studierenden. Der Grund dafür: Die Gebühren für Ausländer sind mehr als doppelt so hoch wie für Australier. Insgesamt machen diese mehr als 15 Prozent des gesamten Uni-Budgets aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2011)

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