Man könne Modelle prüfen, solange nur keine Hürden für Studierende aus wirtschaftlich schwachen Familien eingeführt würden, so der Kanzler.
Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) will sich auf eine parteiinterne Debatte über Studiengebühren- bzw. Darlehensmodelle einlassen. Man könne Modelle prüfen, solange nur keine Hürden für Studierende aus wirtschaftlich schwachen Familien eingeführt würden, meinte der Kanzler am Dienstag nach dem Ministerrat. Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) hatte zuvor auf die derzeit gültige Parteilinie der SPÖ - nämlich gegen Studiengebühren - verwiesen und betont, sie fühle sich an den Parteitagsbeschluss "gebunden".
"Es ist tatsächlich so, dass es eine Linie der SPÖ gegen Studiengebühren gibt", hielt auch Faymann fest. Zugleich aber seien aus seiner Partei zuletzt Modelle in Diskussion gebracht worden, mit denen man sich auseinandersetzen könne, wenn nur niemand am Studieren gehindert werde. Im Raum standen zuletzt unter anderem Darlehensmodelle bzw. eine Art Akademikerabgabe.
Wo ist die schweigende Mehrheit?
Spindelegger ist erfreut
Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) zeigte sich am Dienstag schon einmal erfreut, dass es beim Koalitionspartner eine Diskussion gibt. Über konkrete Modelle will er nicht ausführlich diskutieren, bevor nicht die SPÖ eine Grundsatzentscheidung getroffen habe. Explizit ablehnen wollte er aber etwa die Idee einer Steuer für Personen, die bereits über einen akademischen Abschluss verfügen, nicht.
Unterrichtsministerin Schmied jedenfalls zeigt sich nach wie vor mehr als skeptisch, ob Studiengebühren überhaupt etwas bringen. "Der Finanzierungseffekt ist nicht sehr ausgeprägt", sagte sie vor dem Ministerrat. Bei Berücksichtigung eines nötigen ausgereiften Stipendiensystems würden wohl maximal 20 Millionen Euro herausspringen, rechnete sie vor, "und das bei einem immensen bürokratischen Aufwand".
Töchterle gegen Uni-Steuer
Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle kann diese Kalkulation wiederum nicht nachvollziehen. Wie viel sich von Studiengebühren lukrieren lasse, hänge ja von Beitragshöhe und Stipendiensystem ab, meinte er. "Nach unseren Berechnungen käme auf jeden Fall mehr heraus." Eine Akademikersteuer dagegen fände Töchterle nicht zielführend.
Die SPÖ will nun doch offiziell über neue Gebührenmodelle diskutieren. Unterrichtsministerin Schmied hält diese finanziell für wenig sinnvoll. Die Volkspartei begrüßt den Kurswechsel des Koalitionspartners.
Vize-Chef Schott warnt vor zahlreichen Risiken bei australischem Modell. Die Die ÖH arbeitet an einem Projekt zur Bewertung verschiedener Finanzierungssysteme in Europa.
Die roten Landesorganisationen machen Druck für eine parteiinterne Debatte über die Rückkehr der Studiengebühren. Auch die Bundes-SPÖ ist bereit zu diskutieren, wie man die Absolventen zur Kasse bitten kann.
SPÖ-Chef Werner Faymann will das australische Uni-Modell diskutieren. Die Universitäten legen dort Studiengebühren je nach Fach autonom fest. Der Staat übernimmt für die Mehrheit vorerst die Studiengebühren.
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