Warum man in den Vereinigten Arabischen Emiraten nie eine Einladung zum Tee oder Kaffee ausschlagen sollte und was der Immobilienbranche zu ihrer Blüte verhalf, berichten die beiden Experten von Christie + Co: Lukas Hochedlinger, Geschäftsführer Österreich sowie Manager Business Development Austria & CEE und Emma Davey, Director MENA-Region.
1) Nicht vergessen: 3 Dinge, die unbedingt in den Koffer gehören:
Eine Sonnenbrille: In Dubai vergeht kaum ein Tag, an dem die Sonne nicht scheint. Offenheit für Neues: Sie treffen dort auf eine andere Kultur. Einen Reiseführer: Es gibt so viel zu unternehmen!
2) Der erste Eindruck: Was ist so ganz anders an den Immobilien (Häusern, Straße, Geschäfte, Büros...) als in Österreich? Und was unterscheidet den Immobilienmarkt von unserem?
Die meisten Immobilien in Dubai sind in den letzten vier Jahrzehnten entstanden, die Mehrzahl davon sogar erst in den letzten zehn Jahren. 2002 wurden in Dubai das Eigentum und damit der Erwerb von Immobilien ermöglicht, was der Immobilienbranche, die zuvor noch in den Kinderschuhen steckte, zu einer Blütezeit verhalf.
Die Immobilien sind in allen Sektoren im Vergleich zu Österreich sehr neu: Zinshäuser oder Palais wird man beispielsweise in Dubai vergeblich suchen. Dubai ist als Stadt sehr modern gestaltet und auf den unmittelbaren Tagesbedarf abgestimmt. Es gibt breite Straßen, ganze Stadtteile wurden oft nur für bestimmte Zwecke erbaut. Viele Geschäftsviertel sind von bemerkenswerten Gebäuden geprägt, die mittlerweile Kultstatus haben und für welche Dubai bekannt ist, wie das Burj Khalifa oder das Burj Al Arab.
3) Auf den zweiten Blick: Was könnten wir vom Immobilienbusiness dort lernen? Und umgekehrt?
Durch die rasante Entwicklung des Immobilienmarktes musste sich auch die Gesetzgebung schnell anpassen. Nachdem sich das Emirat nicht wie bereits manch etablierte Immobilienmärkte Europas auf eine Geschichte von Immobilientransaktionen stützen kann, welche die Grundlage für die Gesetzesrichtlinien bildeten, geriet Dubai bisweilen unter Beschuss. Mangelnde Klarheit in Rechtsfragen wurde dem Wüstenstaat vorgeworfen und dass die Gesetzgebung den aktuellen Ereignissen am Markt hinterherhinke. Die Vorschriften im Zusammenhang mit Gemeinschaftseigentum beispielsweise, die das Besitzrecht des so genannten "strata title" regeln sollen, werden momentan schrittweise entwickelt. Die nächste Phase wird Lizenzen für Eigentümergemeinschaften umfassen. Mit jedem Schritt wird somit ein stabileres Investitionsumfeld geschaffen, wenngleich ein Markt, dessen Immobilienrecht noch in der Entwicklung ist, für die Marktteilnehmer noch ein gewisses Risiko birgt.
Ein attraktives Investmentumfeld ist entscheidend für den langfristigen Erfolg des Immobilieninvestmentmarktes, der auch ausländischen Anlegern das Eigentum an einer Immobilie erlaubt. Daher werden diese rechtlichen Aspekte in Zukunft zweifellos geklärt werden.
Auf der anderen Seite sind Dubai und die anderen Emirate vielleicht ein wenig schneller in der Lage, einen neuen gesetzlichen Rahmen zu schaffen als europäische Länder, wo ein historisch gewachsenes, komplexes Immobilienrecht oft eine rasche Anpassung an aktuelle Gegebenheiten verhindert.
4) Perspektiven: Gibt es Immobilienbereiche, die für österreichische Unternehmen Marktpotenzial haben könnten? Wenn ja, welche?
Die Vereinigten Arabischen Emirate sind in Zeiten sozialer und politischer Unruhen momentan neben Katar mit der stabilste Markt im Nahen Osten und Nordafrika, der so genannten MENA-Region (Middle East and North Africa). Daher kann man behaupten, dass der Immobilienmarkt Dubais als "sicherer Hafen" in einem ansonsten volatilen Umfeld vom Arabischen Frühling sogar profitiert hat.
Der unmittelbare Gewinner war dabei die Hotellerie. Der Tourismusmarkt in Dubai ist stark gewachsen, vor allem durch den Zustrom Reisender aus den Staaten des Golfkooperationsrates (englisch GCC – Gulf Cooperation Council), die kurzfristig Dubai anstelle einer weniger stabilen Destination als Reiseziel wählten. Der Aufschwung für den Tourismus wurde aber auch durch niedrigere Zimmerpreise beeinflusst, ein Ergebnis des gesteigerten Wettbewerbs auf dem Hotelmarkt Dubais, sowie den Umstand, dass der Fastenmonat Ramadan im letzten Jahr auf August fiel.
Auch auf den Einzelhandelssektor wirkte sich der Anstieg der Besucherzahlen aus den GCC-Staaten und anderen Ländern der MENA-Region in den Sommermonaten positiv aus. Ebenfalls stärkeres Interesse von Seiten derer, die Stabilität und Sicherheit suchen, konnte der Wohnungsmarkt verbuchen. Allerdings spiegelt sich dieser Trend bislang noch nicht in den Preisen für Wohnimmobilien wider.
Immobilienentwicklungsprojekte, die sich derzeit in Planung oder im Bau befinden, werden unterdessen weiter verfolgt. Für österreichische Unternehmen, die spezielle Geräte und Ausstattung für alle Phasen des Baus und der Verarbeitung herstellen oder vertreiben bietet sich ebenso Potential wie für Lieferanten qualitativ hochwertiger Möbel und erstklassigen Interieurs und Materials.
5) Dos & Dont's: Was sollte man im Umgang mit lokalen Geschäftspartnern beachten?
Lernen Sie ein paar Wörter Arabisch - das wird geschätzt. Seien Sie geduldig - es kann Zeit kosten, die Erwartungen aller involvierter Parteien zu erfüllen. Schlagen Sie keine Einladung zum Tee oder Kaffee aus -es gilt als unhöflich, Gastfreundschaft abzulehnen.
6) Nicht verpassen: was man auf keinen Fall versäumen darf:
Wenn Sie das moderne Dubai kennen lernen wollen, genießen Sie den Blick über die Stadt vom Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Stadt. Besuchen Sie die Dubai Mall ― das Shoppingparadies schlechthin ― und erleben Sie die größte Wasserfontäne der Welt, Dubai Fountain. Nicht zu vergessen ist The Palm Jumeirah, eine künstlich angelegte Insel in Form einer Palme. Kulinarische Köstlichkeiten und Unterhaltung finden Sie in den vielen Luxushotels der Stadt. Wenn Sie das historische Dubai interessiert, besuchen Sie den Gold Souk und den Spice Souk. Machen Sie außerdem eine Fahrt auf einem "Abra", einem kleinen Boot, auf dem Dubai Creek zum Herzen des ursprünglichen Handelszentrum Dubais und bewundern Sie die alte Architektur in Bastakia. Zu guter letzt empfiehlt sich eine Tour über die Sanddünen in einem Geländewagen ― dem Wüstenkamel von heute.
Geschäftsführer von Christie + Co GmbH Österreich sowie Manager Business Development Austria & CEE und Emma Davey, Director MENA-Region.