Österreich nimmt 1,32 Mrd. Euro frisches Kapital auf. Für zehnjährige Anleihen muss das Land 3,3 Prozent zahlen. Die Effekte der Ungarn-Krise waren gering.
Wien/Höll. Zum Jahresauftakt holen sich zahlreiche Euroländer frisches Geld von den Kapitalmärkten. Am Dienstag haben Österreich und die Niederlande die Bewährungsprobe bestanden. Die Bundesfinanzierungsagentur in Wien stockte zwei Anleihen um 1,32 Mrd. Euro auf. Für zehnjährige Staatspapiere muss Österreich den Investoren eine Rendite von 3,322 Prozent bieten, bei vierjährigen Anleihen sind es 2,213 Prozent. Vor der Auktion herrschte Nervosität. Analysten befürchteten, dass sich die Ungarn-Krise negativ auf Österreich auswirken könnte. Ohne internationale Hilfe droht dem Nachbarland die Pleite. Österreichs Banken sind dort mit 31 Mrd. Euro engagiert. Zwar räumt Martha Oberndorfer, die Chefin der Finanzierungsagentur, ein, dass die Ungarn-Diskussion geschadet habe. Doch die realen Effekte waren gering. Die Emission war zwei Mal überzeichnet.
Negativzinsen auch in Österreich
Im Vergleich zu Deutschland liegen die Renditen für zehnjährige österreichische Staatsanleihen um 140 Basispunkte höher, zum Jahreswechsel lag der Unterschied bei 110 Basispunkten. Auffallend war, dass deutlich mehr österreichische Banken bei der Auktion zugegriffen haben. Bei der vierjährigen Anleihe wurde ein Viertel des Volumens von österreichischen Instituten gekauft, bei der zehnjährigen Emission waren es 18Prozent. Normalerweise liegt der Anteil bei zehn Prozent.
Neben Deutschland kann mittlerweile auch Österreich kurzlaufende Geldmarktpapiere zu negativen Zinsen verkaufen. So lag zuletzt die Durchschnittsrendite bei österreichischen Papieren, die schon in wenigen Monaten wieder abreifen, bei minus 0,03 Prozent. Wie viele solche Papiere die Bundesfinanzierungsagentur verkauft hat, sagt sie nicht. Dem Vernehmen nach soll es sich um einen kleinen Betrag handeln. Österreich wird heuer 27 bis 30 Mrd. Euro aufnehmen, um auslaufende Anleihen zu ersetzen und die Neuverschuldung abzudecken. Das ist um 30 Prozent mehr als 2011.
Am europäischen Markt für Staatsanleihen zeichnet sich immer mehr eine Zweiteilung ab. Österreich gehört zu den wenigen Ländern in der Eurozone, die über die höchste Bonitätsstufe, das Triple A, verfügen. Diese können sich im Gegensatz zu den Krisenländern Italien und Spanien zu immer günstigeren Konditionen refinanzieren. Denn die Investoren gehen davon aus, dass sie das Geld am Ende der Laufzeit wieder zurückbekommen.
Sorge wegen Italien und Spanien
Kurz vor Weihnachten bestätigte die Agentur Moody's das gute Rating von Österreich. Am Dienstag erklärte Fitch, dass eine Herabstufung von Österreich und Frankreich unwahrscheinlich sei. Allerdings könnte sich die Kreditwürdigkeit von Italien und Spanien verschlechtern.
Deutlich weniger Zinsen als Österreich zahlte am Dienstag die Staatsagentur in den Niederlanden. Die durchschnittliche Rendite der angebotenen Anleihen mit einer Laufzeit von drei Jahren lag bei 0,853 Prozent. Die Papiere seien innerhalb von zehn Minuten verkauft worden, hieß es. Bei der Auktion wurden 3,1 Mrd. Euro eingenommen.
Spannend wird es am Donnerstag. Dann will sich Italien zwölf Mrd. Euro besorgen. Auch Spanien legt eine dreijährige Anleihe auf. Am Freitag wird Italien noch einmal Staatspapiere verkaufen. Das Finanzministerium in Rom gab dazu noch keine Details bekannt. Analysten erwarten ein Volumen von sieben Mrd. Euro.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2012)