CES 2012: Schnelle Smartphones und schlaue Fernseher

(c) EPA (SAMSUNG)
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Auch wenn der Auftakt enttäuschte, blieb die Consumer Electronics Show in Las Vegas der Hightech-Community nichts schuldig und wartet mit einer Vielzahl von Neuheiten auf.

Sag zum Abschied leise Servus hieß es zur Eröffnung der Consumer Electronics Show in Las Vegas. Microsoft-Boss Steve Balmer hielt zum letzten Mal die Eröffnungs-Keynote, nächstes Jahr wird Microsoft der CES fernbleiben. Statt mit einem Paukenschlag beendete Balmer die Tradition der Microsoft-Eröffnungsreden mit einem Fade-out. Neben kräftigem Rühren der Werbetrommel für Windows Phone und Windows 8 wurde für Februar die Eröffnung des Windows–App-Stores angekündigt. Echte Neuigkeit war die PC-Version der Xbox-Kamera Kinect, die ebenfalls im Februar verfügbar sein soll, aber mit 250 Dollar deutlich teurer ist als die Xbox-Version.

Die Vorstellung eines neuen Windows-Handys überließ Microsoft dem Partner Nokia. Dieser präsentierte das Lumia 900. Das erste von Nokia dezidiert für den US-Markt entwickelte Smartphone unterstützt den Mobilfunkstandard LTE, der in den USA bereits relativ verbreitet ist. Ebenfalls mit LTE ausgerüstet ist das Motorola Droid 4. Das dünne Android-Handy mit Dual-Core-Chip verfügt über ausziehbare Volltastatur und E-Mail-Verschlüsselung.

Handys: LTE im Vormarsch

Eine Premiere auf dem Mobilfunksektor ist das erste Sony-Smartphone, das ohne Expartner Ericsson entwickelt wurde. Das designmäßig sehr gelungene Xperia S mit 1,5 GHz Doppelkernprozessor will unter anderem mit Zugriff auf das (in Österreich noch nicht verfügbare) Sony Entertainment Network punkten. Seine Zwölf-Megapixel-Kamera wird von den 16 Megapixeln übertroffen, die in der Kamera des 4,7-Zoll großen HTC Titan II stecken. Auch das Titan II unterstützt LTE. Bei den Prozessoren preschte Fujitsu mit einem Prototyp vor, der vier Prozessorkerne beherbergt. Die wirkliche Überraschung lieferte aber Lenovo mit dem Android-Smartphone K800, das (wie auch das Tablet L800) mit einem Intel-Atom-Chip bestückt ist. Mit einer Partnerschaft mit Lenovo und Motorola will Intel gegen die im Mobilbereich dominierende ARM-Konkurrenz aufholen.

Auch Tablets werden mit Vierkern-Prozessoren ausgestattet. Vorreiter ist das sieben Zoll große A700 von Acer, das unter Android 4 läuft und rund 250 Dollar kostet. Weiters erwähnenswert ist die LTE-Version von Samsungs Galaxy Tab 7.7 und das neue Asus Transformer mit Full-HD-Display. Toshiba und Fujitsu zeigten wasserdichte Modelle. Den Trend zu Tablets etwas bremsen könnten „Ultrabooks“, schlanke, leichte, vollwertig ausgestattete Notebooks wie sie etwa von Samsung, Toshiba, Lenovo und Acer präsentiert wurden. Lenovo und Acer bieten zudem Cloud-Services zur Synchronisation verschiedener Endgeräte (der jeweils eigenen Marke). Nicht nur für mobile User, auch für Couchpotatoes brachte die CES Neues. Die Schlagwörter lauteten wieder einmal „Smart TV“ und „Vernetzung“. Neben dem Ausbau der bereits üblichen Internet-Services – Panasonic etwa will Myspace auf dem TV neu beleben – wird auch die Bedienung den neuen Möglichkeiten angepasst.

TV: Sprach- und Gestensteuerung

Samsungs ES8000 lässt sich sowohl mittels Sprache als auch Gesten, die von einer eingebauten Kamera erfasst werden, steuern. Sony hat Blu-ray- und Mediaplayer vorgestellt, die jeden Fernseher zum Google-TV machen. Auch Sticks, die an den HDMI-Eingang angeschlossen werden, sollen ältere Flachbildfernseher zu Smart-TVs nachrüsten. Lenovo wiederum verwischt mit einem Fernseher, der unter Android 4 läuft und mit einem für Tablets typischen Snapdragon Dual-Core-Prozessor ausgerüstet ist, die Gerätegrenzen. Der vorerst nur in China erhältliche IdeaTV K91 setzt trotz Android nicht auf Google-TV, sondern auf eine eigene Plattform.

Den Austausch von Inhalten zwischen verschiedenen Devices will Samsung mit dem (nur auf Samsung-Geräten verfügbaren) cloud-basierten „AllSharePlay“ erleichtern. Sony verspricht mit „Wifi Direct“ und „Intelligent Connect“ einfachen Datenaustausch mit Geräten aller Marken.

Auch bei den Displays gibt es Bewegung. So wird die bereits seit Jahren auf jeder einschlägigen Messe präsentierte OLED-Technologie weiter vorangetrieben. Die organischen Leuchtdioden übertreffen herkömmliche LCD/LED-Schirme bei Kontrast, Farbraum und Reaktionszeit. Bei der Displaygröße scheint nun ein Durchbruch gelungen zu sein. Samsung hat einen knapp acht Millimeter tiefen OLED-TV mit 55 Zoll präsentiert. Ebenfalls 55 Zoll misst der OLED-TV von LG, bei dem eine vierte weiße Diode (neben der roten, grünen und blauen) für natürlichere Farben sorgen soll. Samsung hat versprochen, den OLED-Fernseher im zweiten Halbjahr auf den Markt zu bringen. Offen ist allerdings der Preis – bislang haben die hohen Kosten von OLED-Displays deren Verbreitung verhindert.

Einen neuen Weg geht Sony: Bei dem ebenfalls 55 Zoll großen „Crystal LED Display“ sind es konventionelle, aber extrem kleine Leuchtdioden, die statt im Rahmen oder auf der Rückseite direkt an der Displayfront platziert sind. Die Vorteile sind ähnlich wie bei OLED. Die „Chrystal LED“-Technologie eignet sich laut Sony für große Diagonalen, sie soll sowohl im Consumer- als auch im professionellen Bereich eingesetzt werden. Parallel dazu will auch Sony OLED-TVs weiterentwickeln.

Auch an der Auflösungsschraube wird weiter gedreht. LG protzt mit einem 84-Zoll-Prototyp, der zwar mit herkömmlicher LCD/LED-Technik, aber viermal höherer Auflösung als Full-HD aufwartet. Die von LG „Ultra Definition“ genannte Auflösung von 3840 x 2160 Pixel ist wegen der (rund) 4000 horizontalen Bildpunkte auch als 4K bekannt. Die zusätzlichen Bildpunkte sind besonders für 3-D mit Polarisationsbrille oder brillenloses 3-D gedacht, da diese Techniken die effektive Displayauflösung halbieren. Auch wenn es erst eine Handvoll Fernseher und Beamer und kaum Content für 4K-Auflösung gibt, hat Sony mit dem 4K-fähigen Blu-ray-Player BDS-790 ab Mai einen passenden Zuspieler parat.

INFO CES

Die Consumer Electronics Show ist die größte Fachmesse zum Thema Unterhaltungselektronik. Sie findet alljährlich zu Jahresbeginn (heuer 10. bis 13. Jänner) in Las Vegas statt.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.cesweb.org

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2012)

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