Nordautobahn: Bieter-Skandal um Bau?

Die Bietergruppe rund um Strabag und Raiffeisen fühlt sich von der Asfinag massiv "getäuscht".

Wien. Bei der Vergabe der rund eine Milliarden Euro teuren Nordautobahn A5 zeichnet sich ein heftiger Rechtsstreit ab. Das von Hans-Peter Haselsteiners Baukonzern Strabag und Raiffeisen angeführte "Autobahn-Konsortium-Ostregion" (Akor) erhebt schwere Vorwürfe gegen die staatliche Straßenbaugesellschaft Asfinag. Akor sieht sich im Verfahren um die Auftragsvergabe massiv getäuscht und benachteiligt.

In einem der "Presse" vorliegenden Brief an die Asfinag-Aufsichtsräte liest sich das so: "Wir wissen derzeit nicht, welche Kommunikation die Asfinag mit anderen Bietern pflegte, aber es zeigt sich klar, dass zumindest Akor offenbar während monatelanger Verhandlungen bis zum letztmöglichen Zeitpunkt und solange über die Zulässigkeit alternativer Finanzierungsformen getäuscht werden sollte, bis eine solche im verbliebenen Zeitraum realistisch nicht mehr zu organisieren war". Dies sei der Grund, warum Akor um 60 bis 80 Mill. Euro teurer anbieten musste. Von dieser vermeintlichen Benachteiligung sollen die beiden anderen Bietergruppen profitiert haben. Akor spricht von einem "Skandal ersten Ranges". Dadurch werde nicht nur der Wettbewerb verzerrt, sondern auch der Steuerzahler geschädigt.

Alpine Mayreder gilt als Favorit

Der Zeitpunkt des geharnischten Schreibens an die Asfinag-Aufsichtsräte ist freilich kein Zufall. Heute, Donnerstag, soll der Zuschlag an den Bestbieter erteilt werden. Drei Konsortien sind in der Endrunde:

* Das Konsortium Akor unter Federführung von Raiffeisen und dem Baukonzern Strabag. Mit im Boot sind die Investkredit, die Bank Austria Creditanstalt, die Immorent, der Baukonzern Porr sowie die Baufirmen Habau und Swietelsky.

* Das Konsortium der österreichischen Alpine Mayreder und des deutschen Baukonzerns Hochtief.

* Der Baukonzern Bilfinger + Berger, der sich mit der französischen Autobahngesellschaft APRR zusammen getan hat.
Wie die "Presse" vor einer Woche berichtete, soll Alpine Mayreder nach Abgabe der letzten bindenden Angebote die Nase vorne haben und um rund 100 Mill. Euro günstiger angeboten haben als Haselsteiner & Co. Akor vermutet nun, dass der Angebotspreis "des angeblichen Bestbieters auf Unter-Kosten-Basis und damit vergaberechtlich unzulässig kalkuliert sei". Unmittelbar vor der Auftragsvergabe appelliert Akor an die Asfinag-Aufsichtsräte, das Vergabeverfahren unverzüglich zu stoppen.

Asfinag: "Alles transparent abgewickelt"

In der Asfinag wollte man auf Anfrage der "Presse" mit Verweis auf das laufende Verfahren keine Stellungnahme abgeben. Man verwies lediglich auf eine offizielle Aussendung. In dieser betonte Asfinag-Vorstand Christian Trattner, dass das Projekt transparent und streng nach den Grundsätzen des Vergaberechts abgewickelt worden sei. Mit anderen Worten: Der Auftrag zur Errichtung der Nordautobahn werde heute, Donnerstag, planmäßig vergeben. Der Bau des 51 Kilometer langen Autobahnstücks von Wien nach Mistelbach dürfte jedenfalls mit einem Rechtsstreit beginnen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.