WKR-Ball-Sager: Strache dreht den Spieß um

Strache dreht Spiess
Strache dreht SpiessAPA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Im ORF-Interview sagt der FPÖ-Chef, er sei missverstanden worden. Das "Juden"-Zitat stamme von Haider.

Wien/APA/RED. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat am Dienstagabend das Angebot, sich in der ZiB2 live für seinen Aussagen beim WKR-Ball zu entschuldigen, abgelehnt. Und versuchte im ständigen Nachbohren von Moderator Armin Wolf den Spieß umzudrehen.

Seine Aussagen seien insofern verdreht zitiert worden, als er ja in seinem Privatgespräch beim Ball gemeint habe, er verstehe jetzt, wie es damals zu einer „totalitären Massenpsychose“ gekommen sei: Zu ihm seien „viele weinende Frauen gekommen“, „Frauen, denen ins Gesicht geschlagen wurde". Auch der Satz „Wir sind die neuen Juden“ stamme nicht von ihm, sondern von Jörg Haider, und er habe beim Ball nur über dieses Zitat gesprochen.

Seine Aussagen zu "neuen Juden" und zur "Reichskristallnacht" beim Ball des Wiener Korporationsrings seien daher von einem Journalisten des "Standard" bewusst aus dem Zusammenhang gerissen worden, beklagte sich Strache. Bundespräsident Auch den Bundespräsidenten kritsierte er. Diesmal habe ihn nicht einmal angerufen, bevor er ihm wegen der Causa die Verleihung des "Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern" verweigerte.

"Standard"-Redaktion legt nach

Die Redaktion des "Standard" hielt in einer schriftlichen Stellungnahme fest, dass gegenüber ihrem Journalisten Tobias Müller an diesem Abend in der Hofburg im persönlichen Gespräch mit Strache nie der Name Haider gefallen sei, auch sei zu keiner Zeit von einem Haider-Zitat die Rede gewesen. Dies könne eine Zeugin bestätigten, die von Anfang an an diesem Gespräch teilgenommen habe.

Strache habe von sich aus, ohne von Müller darauf angesprochen worden zu sein, von Angriffen auf Burschenschaftsbuden gesprochen und diese mit der "Reichskristallnacht" verglichen, sowie den Satz "Wir sind die neuen Juden" formuliert. "Müller kann und würde dies auch vor Gericht unter Eid bezeugen", wurde betont. Zu diesem Gespräch gebe es ein Gedächtnisprotokoll, das noch in derselben Nacht angefertigt worden sei.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Innenpolitik

Ob Schwarz-Blau oder Rot-Blau: Kluft in FPÖ sprengte Regierungen

Kleine Koalitionen. Die Freiheitlichen waren nach ihrem Weg an die Macht oft intern über den Kurs uneinig.
Innenpolitik

Vranitzky geißelt FPÖ: „Eine Art historische Unverschämtheit“

SPÖ-Altkanzler Vranitzky fühlt sich in seiner Anti-FPÖ-Haltung bestätigt: Der freiheitliche EU-Mandatar Obermayr habe mit seinem Pogrom-Sager „Geschichtsunkenntnis“ bewiesen, wie davor auch Strache.
Leitartikel

Wir haben die Wahl: Strache oder das Mehrheitswahlrecht

Die Debatte über die Möglichkeit einer FPÖ-Regierungsbeteiligung wird von Heuchlern dominiert, die Demokratie sagen und den Machterhalt der SPÖ meinen.
Nach WKR-Ball: SPÖ wirbt um enttäuschte Strache-Fans
Politik

Nach WKR-Ball: SPÖ wirbt um "anständige" FPÖ-Wähler

Die SPÖ will bisherige Anhänger der Freiheitlichen, die "Straches abstoßende Gesinnung" ablehnen, für sich gewinnen.
Innenpolitik

FP-Mandatar: Stimmung wie bei Pogrom

Bei den Protesten in Wien habe „Pogrom-Stimmung“ geherrscht, meint EU-Mandatar Obermayr. Der WKR-Ball meint sei ein parteifreier Ball mit zahlreichen achtbaren Personen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.