FP-Mandatar: Stimmung wie bei Pogrom

(c) APA (APA)
  • Drucken

Bei den Protesten in Wien habe „Pogrom-Stimmung“ geherrscht, meint EU-Mandatar Obermayr. Der WKR-Ball meint sei ein parteifreier Ball mit zahlreichen achtbaren Personen.

Wien/Linz/Apa. Für Josef Pühringer könnte es am 11. Februar ein eher ungemütlicher Ballabend werden: Gegen den Linzer „Burschenbundball“ wurde im Gefolge der Proteste gegen den Wiener Korporationsball von den „Grünen und Alternativen StudentInnen“ eine Demo angemeldet, Motto: „Burschis auffressen“.

Laut Ball-Website hätte der oberösterreichische Landeshauptmann, der den Ehrenschutz für den Ball innehat, diesen auch eröffnen sollen. Die ÖVP stellte nach Kritik jedoch klar, dass er nur Besucher sei. Rechtzeitig vorm nächsten Eklat: Denn der Präsident des Balls, der freiheitliche Europa-Abgeordnete Franz Obermayr, tat es gestern, Donnerstag, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gleich und sagte im APA-Interview zu den WKR-Ball-Protesten: „In Wien war Pogrom-Stimmung.“ Obermayr, der Rechtsaußen-Politiker wie Marine Le Pen zum WKR-Ball geladen hatte, sagte, er hoffe, dass in Linz die Polizei die Demo nicht wie in Wien „bis 50 Meter“ an den Event heranlasse. Vorwürfe, dass einige beteiligte Burschenschaften vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands als rechtsextrem einstuft würden, wies er zurück. Es sei ein parteifreier Ball mit zahlreichen achtbaren Personen.

Noch mehr „Pogrom-Stimmung“ will zeitgleich die SPÖ Wien entdeckt haben. Sie verfüge über Screenshots, die zeigen, dass Strache am 31. Jänner ein Video mit dem Titel „Pogromstimmung bei der NOWKR-Demonstration“ auf Facebook und Twitter gepostet habe. Das Video sei in einem einschlägigen Forum gelandet. Dort habe man zudem einen Hinweis entdeckt, dass Albrecht Konecny, Ex-Vorsitzender der SPÖ-Bundestagsfraktion, von einem Ballbesucher gezielt attackiert worden sei.

ÖVP-Politiker auf Distanz

Indessen distanzieren sich mehrere ÖVP-Politiker von Strache: In der Donnerstagausgabe der „Presse“ hatte Seniorenbund-Obmann Andreas Khol – einst Koarchitekt von Schwarz-Blau – gesagt, dass Strache für das Amt des Kanzlers oder Vizekanzlers „unfähig“ sei. Die Retourkutsche erfolgte prompt: Da spreche „das gekränkte Ego“ nach „der Demontage“ in der eigenen Partei, so FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl.

Doch Khol ist nicht allein: Für Justizministerin Beatrix Karl ist laut „Österreich“ eine Koalition mit der FPÖ „momentan nicht vorstellbar“. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle formulierte es tags zuvor im „Standard“ ähnlich: Minister unter einem Kanzler Strache zu sein, „ist keine denkbare Vorstellung für mich“. Die Kritiker hüten sich aber, der Parteilinie zu widersprechen: Eine künftige FPÖ-Koalition wird explizit nicht ausgeschlossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Innenpolitik

Ob Schwarz-Blau oder Rot-Blau: Kluft in FPÖ sprengte Regierungen

Kleine Koalitionen. Die Freiheitlichen waren nach ihrem Weg an die Macht oft intern über den Kurs uneinig.
Innenpolitik

Vranitzky geißelt FPÖ: „Eine Art historische Unverschämtheit“

SPÖ-Altkanzler Vranitzky fühlt sich in seiner Anti-FPÖ-Haltung bestätigt: Der freiheitliche EU-Mandatar Obermayr habe mit seinem Pogrom-Sager „Geschichtsunkenntnis“ bewiesen, wie davor auch Strache.
Leitartikel

Wir haben die Wahl: Strache oder das Mehrheitswahlrecht

Die Debatte über die Möglichkeit einer FPÖ-Regierungsbeteiligung wird von Heuchlern dominiert, die Demokratie sagen und den Machterhalt der SPÖ meinen.
Nach WKR-Ball: SPÖ wirbt um enttäuschte Strache-Fans
Politik

Nach WKR-Ball: SPÖ wirbt um "anständige" FPÖ-Wähler

Die SPÖ will bisherige Anhänger der Freiheitlichen, die "Straches abstoßende Gesinnung" ablehnen, für sich gewinnen.
WKR-BALL: STRACHE
Politik

Juden-Sager: Wiener Polizei widerspricht Strache

FP-Chef Heinz-Christian Strache will am Ball des Wiener Korporationsringes von zwei Beamten begleitet worden sein. Die Wiener Polizei bestreitet das.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.