Anarchie unter Wiens Taxis

Aufregung um Konkurrenten aus Deutschland, der nach Österreich drängt.

Konkurrenz belebt. Nicht immer, was Bemühungen betrifft, das eigene Produkt zu verbessern. Manchmal belebt Konkurrenz vor allem die Fantasie der Alteingesessenen, einen Neuen gar nicht an den Start zu lassen oder diesen möglichst schwer zu machen. Das mag eine genauso natürliche wie verständliche Abwehrhaltung sein. Problematisch wird die Sache spätestens dann, wenn Marktteilnehmer ihre Marktmacht missbrauchen, um Konkurrenz auszuschalten. Wie es den in Wien tätigen Funkzentralen vorgeworfen wird.

Mit Taxifahrern, die glauben, sich das Recht herausnehmen zu müssen, auch App-Kunden zu bedienen, wird kurzer Prozess gemacht. Ihnen wird der Vertrag gekündigt und die Verbindung zum Funk gekappt. Vor dem Kartellgericht wird man einander nun wiedersehen. Was sich seit Längerem abgezeichnet hat, steht nun fest: Die Bundeswettbewerbsbehörde zerrt die Taxi-Funkzentralen vor den Kartellrichter.

Dabei gibt es in Österreich streng genommen (und wir wollen streng sein) keinen echten Taxi-Markt. Die Preise werden nicht von Unternehmern bestimmt, sondern unterliegen der Regelung durch die Obrigkeit. Der Wiener Bürgermeister und die Landeshauptleute legen die Preise per Verordnung fest. Alles nur zum Schutz und Wohle des Kunden, natürlich. Andernfalls gebe es „Anarchie“ auf dem Taxistandplatz, wie die Innung sagt. Das Nachkriegs-Brot der Gegenwart mit amtlichen Preisen ist – das Taxi. Wäre furchtbar, so eine „Anarchie“ wie am Lebensmittel-, Textil- und Sonstwasmarkt.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2012)

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