„Happy Valentierstag!“ Warum ist mir das nicht eingefallen?
Man konnte es kommen sehen – all diese Katzenfutterwerbungen, in denen schicke Singles schicke graue Katzen streicheln. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die Tiernahrungsindustrie tierliebe Singles und 14.Februar addiert. „Happy Valentierstag“ – warum ist mir das nicht eingefallen?
Weil, sagt Freund J., das pervers sei: „Nächstes Jahr gibt es Muttertierstag oder was?“ Ich dagegen finde es zwar sehr Kommerz, aber nur ein wenig seltsam: Ob man Hund und Katze nun einen Snack zu Weihnachten oder zum Valentinstag kauft, ist auch schon egal. Beides zeugt nur von einer recht banalen Wahrheit: Menschen mögen Tiere. Das wissen nicht nur Zeitungsmacher. Oder kennen Sie Leute, die sich angeekelt von Kätzchenbildern abwenden oder „Igitt“ rufend vorm Giraffengehege stehen? Natürlich gibt es Ausnahmen: Spinnen, Schlangen und so, auch Hunde sind heikel – nicht nur in der Stadt. Vergangenen Sommer etwa sind wir beim Spazierengehen mit dem ausgeborgten Familienhund im Wienerwald einer Frau begegnet, auf deren Shirt „Ich hasse Hunde“ prangte. Was folgte, war ein eher peinlicher Moment. Sie starrte auf den Hund, wir auf ihre Brust. Nun ja.
Doch solche Begegnungen sind selten. Prinzipiell findet man Tiere nett – zumindest die Idee von ihnen. Sonst gäbe es nicht so viele Stofftiere, die sogar mit auf Reisen müssen. Jeder siebente Deutsche, so eine Umfrage zuletzt, fährt nicht ohne. Interessant wäre, dem gegenüberzustellen, wie viele ein Foto (nein, Smartphone zählt nicht) von Frau/Freundin, Mann/Freund mitnehmen. Obwohl: Wenn Letztere schlau sind, ist ihnen ein Stofftier im Gepäck des Partners ohnedies lieber. Eine bessere Keuschheitsgarantie als den Plüschhund im Hotelbett gibt es nämlich nicht.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2012)